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Eine Tridacna schlägt zurück....
Tierarzt Harald Mülder berichtet von seinen Erfahrungen bei der Pflege von Lippfischen und Mördermuscheln
Puterzlippfische ziehen ein...

Seit ca. 10 Jahren pflege ich unter anderem eine Tridacna derasa, die beim Kauf etwa 4 cm gross gewesen war. Im Lauf der Zeit hat sie eine Grösse von ca. 25 cm erreicht. Desweiteren pflege ich noch eine Tridacna squamosa die sich seit dem Kauf von 5 cm auf ca. 35 cm gemausert hat. Beide Mördermuscheln sind in meinem Aquarium, alleine schon durch ihre Grösse und Farbe, sog. Eyecatcher, also echte Hingucker.

Vor ca. 1,5 Jahren setzte ich, auch um meinen Fischen etwas gutes zu tun, einen Putzerlippfisch der Gattung Labroides dimidiatus ein. Wie viele von Euch sicher wissen, putzt dieser Lippfisch andere Fische, was diesen sehr gut tut. So befreit sie der L. dimidiatus von Parasiten.  Man könnte meinen das dieser kleinbleibende Fisch kein Wässerchen trüben könnte. Aber leider war das nicht so.

Es lies nicht lange auf sich warten, und der Putzerlippfisch fing an und biss in meinen beiden Muscheln. Hiebei sucht er sich grundsätzlich den Mantellappen aus. Den Muscheln gefiel das natürlich gar nicht, und quittierten das dauernde beissen mit einem immer öfteren zumachen Ihrerseits. Vor allem die Tridacna crocea wollte gar nicht mehr aufgehen. Zu dieser Zeit habe ich alles versucht um den Fisch davon abzubringen. Nichts half. So holte ich, da mir demenstprechende Bericht bekannt waren, einen zweiten Putzerlippfisch. Ich achtete darauf einen kleineren zu wählen und setzte ihn ins Becken dazu.

Welch ein Wunder, alles klappte wunderbar. Es gab keine Probleme zwischen den beinen Lippfischen. Sie begrüssten sich und waren ein Herz und eine Seele. Genau eine Woche hielt dieses Verhalten an. In dieser Zeit ging auch der alteingesessene Lippfische nicht an die Muscheln dran, so das ich dachte, es wäre erledigt.
Nein, leider weit gefehlt. Nach einer Woche, fing der eine wieder damit an, und zu allem Unglück machte es der neue ihm auch noch nach. So hatte ich nun zwei Puterzlippfische die meine Muscheln nach Strich und Faden ärgerten.

So blieb mir dann nichts anders über als beide Fische rauszufangen und an einen anderen Aquarianer, der keine Muscheln pflegt abzugeben.
 

Ein Neuer Versuch folgt...

Da mich damals immer der Haliocheres marginatus interessierte kaufte ich ein halbwüchsiges Männchen. Bald folgte noch ein juveniles Weibchen und ich freute mich schon auf die Beobachtung der beiden Artgenossen.

Anfangs wurde das Weibchen überhaupt nicht beachtet. Aber so langsam fing sie an sich umzufärbern und der Bock zeigte schon mal seine volle Schönheit durch Flossenaufstellen. Jede Woche wurde es interessanter und die beiden gehörten schon zu meinen Lieblingen. Einfach traumhaft wenn sie zusammen durch das Becken schwammen.


das Männchen, wunderbar gefärbt


das kleinere Weibchen

Vor einiger Zeit nun fing auch das Männchen der beide Haliocheres an, und biss in meine beiden geliebten Muscheln. Das kann doch nicht wahr sein dachte ich....

Zwar tat er das nicht so penetrant wie die Putzerlippfische, dennoch er schädigte sie. Dennoch frass er mit der Zeit den beiden Muscheln die Ausströmöffnungen ab. Dazu biss er immer wieder in die Mantellappen, so das die Muscheln wieder arg gestresst waren. Ich versuchte durch intensive abwechslungsreiche Fütterung ihn vom Muschelbeißen abzubringen. Aber immer mal ganz heimlich, muss er es wieder versuchen.





Die Muschel schlägt zurück:

Und heute war es soweit. Die Muschel hat zurückgeschlagen. Offensichtlich hatte der Haliocheres marginatus wieder mal versucht die Muschel zu beissen, diese aber hatte wohl einfach zugemacht und ihn im Kopfbereich zerquetscht. Ich habe es erst gesehen als er tot neben der Muschel lag. Lange gelitten hat er jedenfalls nicht.


 
 


Text (c) Tierarzt Harald Mülder, Fotos (c)  H. Mülder
Veröffentlichung 8. Juli 2003 auf archiv.korallenriff.de
und auf: http://archiv.korallenriff.de/Muelder/Harald/