Schmieralgen 
Überbegriff für ein Problemkomplex
in der Meerwasseraquaristik:
von Sabine und Harald Mülder, Beckum 2005
Schmieralgen als Überbegriff beinhalten folgende Probleme

* Cyanobakterien
* Dinoflagellaten
* Goldalge
* Diatomeen
* Euglenophyceae
 

Schmieralgen
Abteilung Klasse  Chlorophylle u.a. Pigmente (excl. Carotinoide) Carotinoide Reservestoffe Zellwandbestandteile
Oxyphotobacteria
Cyanobacterien
a, Phycocyanin beta-Carotin, Xanthophyle, Phycoerythrin  stärkeähnliche Polysaccharide Murein, Lipopolysaccharide
Bacillariophyceae (Diatomeen) a, c beta-Carotin, Diadinoxanthin, Diatoxanthin  Laminaran, Mannitol Laminaran, Mannitol
Chrysophyceae
(Goldgrüne Algen) 
a, c beta-Carotin, Diadinoxanthin, Heteroxanthin, Diatoxanthin Laminaran 
Öl
Cellulose (bei wenigen Arten), Kieselsäure
Pyrrhophyta (Dinoflagellaten) a, c oder b beta-Carotin, einige Xanthophylle Stärke, Öl entweder fehlend, Mucopolysaccharide oder Cellulose

Cyanobakterien

* Sind sehr alte Bakterienformen, im Präkambrium (Vor 4,55 Milliarden Jahren bis  543 Millionen Jahre )  schon als erste riffbildende Organismen bekannt (Stromatolithen Riffe)
* Sind keine Algen, sondern Bakterien
* Sind sehr anpassungsfähig, deshalb oft als Reinwasserform und Schmutzwasserform  fälschlicherweise bezeichnet
* Photosynthese
* Stickstoffbindung nach Adaption

* Taxonomie der Oxyphotobacteria
* Oxyphotobacteria 1. Gruppe: Cyanobakterien (ältere Bez.: Blaualgen)
*Besitzen keinen Zellkern (Prokaryonten; Murein-haltige Zellwand = typisches Bakterienmerkmal
* Photosynthese ähnlich der der Pflanzen; Besitz von Chlorophyll a und Phycobilinen (als Hilfspigmente).
* Einzellig (z. T.  durch Schleim verbundene Zellverbände) oder mehrzellig (Fäden, Trichome)
* keine Geißeln, mobil durch gleitende Bewegung oder Schweben in lichtintensive Wasserbereiche  mittels Gasvakuolen
* oft N2-Fixierung; bei fädigen Typen durch spezielle Zellen, den dickwandigen Hetrerocysten (enthalten Nitrogenase; keine Photosynth. O2-Produktion in diesen Zellen)
* Durch Phosphateinträge (Eutrophierung) oft Massenentwicklung dieser Bakterien an der Oberfläche von Gewässern (N-Mangel kann durch N2-Fix. ausgeglichen werden)
* Beispiele: Anabaena, Nostoc, Chlorococcus Oscillatoria
* Starke Toxinbildung:  Microcystins; Nodularin; Anatoxins; Saxitoxins; Cylindrospermopsins; Lyngbiatoxin-a; Aplysiatoxins
* Durch Alkohol wird die Farbe aus den Cyanos gelöst und der Alkohol verfärbt sich.

Cyanobakterien

Cyanobakterien

Cyanobakterien

Cyanobakterien

Cyanobakterien
persönliche Beobachtung

* Wachsen da ,wo Kieselalgen wachsen
* Phosphat hoch und No3 niedrig
* Wachsen oft an den Stellen, wo sie vorher entfernt wurden
* Mögen keinen hohen Redoxwert
* Mögen keinen hohen PH Wert
* Wachsen oft über anaerobe Zonen





Dinoflagellaten

* Dinoflagellaten (Panzergeißler)
* Gehören zu den Algen
* Zellwand besteht aus Zelluloseplatten (liegen intracellulär) deren Anordnung arttypisch ist. Oft asymetrisch, was  ein Hauptmerkmal der Klassifikation ist.
* Typisches Merkmal ist ein Querflagellum, welches in einer „Nut“(Cingulum) verläuft und ein Längsflagellum, welches das Querflagellum senkrecht umkreist. Der Ursprung beider Geißeln ist an einem Punkt.
* Bei heterotrophen Dinoflagellaten liegt auch hier der Ort (peduncle), an dem Nahrung aufgenommen wird.
 

* Dinoflagellaten durchlaufen in ihrer Entwicklung einen komplizierten Lebenszyklus
* Sie vermehren sich sexuell, aber hauptsächlich asexuell und machen dabei bewegliche und mal unbewegliche Stadien durch. Auch werden Dauerzysten gebildet. In einer Zeit der Entwicklung ist der Zellkern ein dinokaryotisch Kern was es nur bei den Dinoflagellaten gibt
* Einige produzieren sehr starke Toxine, was zu Fischsterben führen kann.
* Infektionen bei Fischern sind bekannt. Es kommt zu zentralnervösen Ausfällen und Gedächtnissverlusten.
* Eine starke Massenvermehrung im Meer wird rote Tide genannt.
 

* Dinoflagellaten machen im Aquarium oft einen Zyklus durch
* Morgens sind keine Beläge sichtbar
* Dann asexuelle Massenvermehrung innerhalb von Minuten
* Nach 6 Std. wird das Wasser trübe, es kommt zur sexuellen Vermehrung
* Nach einigen Std. sind die Beläge wieder da
* Das Wasser stinkt sehr penetrant

Dinoflagellaten

Dinoflagellaten

Prorocentrum lima
 

Dinoflagellaten

Dinoflagellaten

Dinoflagellaten

Dinoflagellaten

Das Aquarium von Frank Fricke

Dinoflagellaten

* 1997 hatte ich eine umfangreiche Dinoflagellatenplage im Aquarium.
* Die Zeitschrift „Der Meerwasseraquarianer“ gab damals den Tipp, das Aquarium drei Tage völlig abzudunkeln und den PH Wert auf 8,5 hoch zu setzen.
* Vor Beginn versuchen die Beläge abzusaugen
* Keine Spurenelementzugabe
* Kohlefilterung
* Durch absterbende Biomasse steigt NO3 und PO4
* Co2 Eintrag vermeiden
* Nach verschwinden der Plage versuchen neue Mikroorganisman einzutragen (frischer lebender Stein)

Dinoflagellaten
* Ich halte die Dinoflagellatenplage für eine Infektion des Systems.
* Ist der Infektionsdruck hoch genug und die Abwehr durch andere Mikroorganismen zu schwach, kommt es zur Massenvermehrung.
* Die Wasserparameter werden nach ihren Optimum eingestellt.
* Es spielt keine Rolle, welche Wasserparameter zu Beginn vorhanden sind

Dinoflagellaten
Hallo! Es gibt Neuigkeiten zu meiner Dino-Plage: Sie scheinen besiegt! Habe sie gründlich abgesaugt, dann 2 Tage Dunkelphase (nur Mondlicht), 1 Tag davon noch mit Ozon, am 2. Tag Ozon abgestellt. Den PH-Wert hab ich mit klarem Kalkwasser ein bissl angehoben (ca 8,4). Dann hab ich das Tunze Stream Kit TS 24 installiert, was zwischen 30 und 60% pulst. Nun läuft seit 3 Tagen die Beleuchtung wieder (erstmal 7 Std. täglich), das Wasser ist glasklar und Nitrit bei 0. UV ist jetzt auch abgeschaltet (Lampe defekt). Bis jetzt nix von einer Rückkehr der Dinoflagellaten zu sehen. So ist es immer, wenn man sich grad ein Mittel bestellt hat (AlgenEx). Dann kriegen die Dinger Panik und machen sich aus dem Staub. Ist aber auch gut so, denn ohne Chemie ist immer besser. Jetzt läuft auch der Abschäumer wieder normal. Die Fische fühlen sich merklich wohler und auch die Lederkorallen entfalten sich wieder! Juchuhh!!! Also dann. Danke nochmal für alle Tips.
Tobias

Dinoflagellaten

Dinoflagellaten



Goldalge
* Stamm: CHROMOPHYTA

* Klasse:Chrysophyceae
* allg. Sprachgebrauch: Goldalge (golden Noodle)
* Familie: Chrysapionaceae; Chrysomeridaceae; Chrysosphaeraceae; Dictyochaceae; Nematochrysopsidaceae; Pedinellacea; Phaeosaccionaceae; Pterospermaceae; Sarcinochrysidaceae; Stichogloeaceae; Synuraceae
* bis 1500 Arten sind bekannt
* Einzellige oder Koloniebildende Algenart mit zwei unterschiedlich langen Flagellum, wobei die Längere nach vorne gerichtet ist und mit steifen Flimmerhaaren besetzt ist. Aber auch ein flagellumloses Stadium kann vorkommen. Einige Arten sind auch mehrzellig oder amöboid mit einer schleimigen Hülle.
* Die meisten Arten kommen im Süßwasser vor.
 

Goldalge
* enthalten eine Menge Betacarotin und Xanthophylls, auch enthalten sie Chlorophyll a und c.
* Das Fucoxanthin gibt den Zellen eine golden-braune Farbe, die für die Goldalge charakteristisch ist
* Einige Arten haben Silicatplättchen in ihren Zellwänden eingebaut und bilden Silikatcysten um widere Umweltbedingungen zu überdauern.
* Phagocytose kommt bei vielen Arten vor
* Können kein Carbonat verwenden (es fehlt die Carbonatpumpe). Müssen also CO2 direkt verwenden
* Bevorzugen oligothrophes (nährstoffarmes) Wasser und eher sauren PH Wert.
* Können autotroph, heterotroph und polytroph sein.
* Es kommt eine sexuelle und auch ungeschlechtliche Vermehrung vor.
 

Goldalge

Goldalge

Goldalge

Goldalge

Goldalge

Goldalge

* Stellen meiner Ansicht nach kein dauerhaftes Problem im Aquarium dar
* Mögen sehr sauberes Wasser
* PH wert sollte zur Pflege eher niedrig sein (Freies CO2)
* Stellen für viele Mikroorganismen ideales Futter dar (Euplotes)




Diatomeen

* Stamm: CHROMOPHYTA
* Klasse: Diatomeae
* 6 000 bis 10 000 rezente, meist einzellige Arten
* 2 Ordnungen:
* 1. Centrales;  (Radiärsymmetrie. Ihre männlichen Gameten sind aktiv beweglich; begeißelt)

Diatomeen
* Familie:
* Asterolampraceae, Biddulphiaceae, Chaetoceraceae, Coscinodiscaceae, Eupodiscaceae, Heliopeltaceae, Hemidiscaceae, Lithodesmiaceae, Melosiraceae, Rhizosoleniaceae, Stictodiscaceae, Thalassiosiraceae
 

Diatomeen
* Ordnung 2:
* Pennales   (bilaterale Symmetrie und geißellose Isogameten)
* Familie:
* Achnanthaceae, Auriculaceae; Cymbellaceae; Diatomaceae; Entomoneidaceae; Naviculaceae; Nitzschiaceae; Protoraphidaceae, Surirellaceae
* Sehr vielgestaltig, benötigen für den Zellwandaufbau Silikat.
* Bilden Cysten als Dauerstadien
 

Diatomeen
* Kieselalgen bildet für sehr viele Mikroorganismen die hauptsächliche Nahrung
* Kieselsäure ist essentiell

Diatomeen

Diatomeen

Diatomeen

Diatomeen

* Das Problem ist immer Kieselsäure Eintrag.
* Osmoseanlagen holen bis zu 97% Silikat aus dem Wasser.
* Bei hohem Kieselsäurewerten im Ausgangswasser reicht dieser Rest zur Vermehrung von Kieselalgen aus.
* Zur Elimination wird ein stark saurer Anionenaustauscher verwendet.
* Der Leitwert ist letztendlich nicht geeignet, das Harz auf Erschöpfung zu prüfen.
* Dies schwach saure Kieselsäure wird von Salzen stärkerer Säuren aus ihrer Bindung verdrängt und so ohne  wesentliche Leitwert Erhöhung plötzlich in hohen Konzentrationen frei.




Euglenophyceae


Lepocinclis salina
 

Euglenophyceae

* Sich schnell bewegende einzellige Alge mit drei Geißeln
* Bewegen sich amöboid und auch als Spindel geformt mit Geißeln vorwärts.
* Lassen Scheiben und Bodengrund sehr schnell grün veralgen



Problemdifferenzierung

Problemdifferenzierung


 

Problemdifferenzierung

* Alkoholprobe
* Durch wedeln über der Schmieralgenschicht feststellen ob sie sich in Fetzen löst oder als Trübung ins Wasser übergeht.
* Geruch: Dinoflagellaten haben einen sehr penetranten Geruch.
* Vermehrungsgeschwindigkeit: Kieselalgen verschwinden nicht über Nacht und sind nach kurzer Zeit wieder da.
* Mikroskopische Untersuchung



Ende,

Text und Bilder: Copyright by Sabine und Harald Mülder :-)