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Das 8. Meerwasserfachsymposium in Lünen
ein Bericht von Robert Baur-Kruppas

Unter dem nun schon allseits bekannten Motto "Optimierung der Pflegebedingungen"  war es  vom 20-22 April 2007 wieder soweit gewesen. Helmut Schmidt rief zur bereits 8. Auflage des bekannten Symposiums in der Stadt Lünen im wunderschönen Westfalen (nähe Dortmund).

So trafen sich wieder: Europäischer Liebhaber der Meeresaquaristik, Fachimporteure und Fachhandel,  aber auch Mitarbeiter von Schauaquarien und Fachwissenschaftler.

Erfahrungen auszutauschen und den neuesten Wissensstand in der Haltung von Meerestieren zu vermitteln und somit die Pflegebedingungen weiter zu verbessern ist eine der Prämissen dieses Treffens.
Ein wichtiges Ziel ist, die Zusammenarbeit zu verstärken, um der immer wichtigeren Zucht und Vermehrung von Meerestieren neue Impulse zu geben.


Helmut Schmidt begrüßt das Fachpublikum in Lünen

Im nachfolgenden Bericht über das Wochenende in Lünen möchten wir Ihnen zum einen zeigen wer alles da war, und welche Referate gehalten wurden. Schon vorab möchte ich schreiben das es sich wieder mal gelohnt hat. Es waren hochkarätige Vorträge dabei so das ich auf jeden Fall wieder einiges mehr an Wissen mit nach Hause nehmen durfte. Man kann in jedem Fall wieder dem Veranstalter (neben Helmut Schmidt auch der VDA und ZZF)  ein dickes Lob aussprechen.  Es ist wie bisher wieder gelungen ein attraktives Treffen von Aquarianern und Fachleuten auf die Beine zu stellen, ein Symposium das in Fachkreisen aufgrund der Vorträge und dem restlichen "Drumherum" bisher immer nur höchstes Lob bekommen hat. Auch diesmal ändere ich nichts an meiner bisherigen Aussage.

Loben möchten wir an dieser Stelle auch die Familie Riepe (Ringhotel Lünen), die durch eine hervorragende Bewirtung das Symposium von Freitagabend bis Sonntagmittag begleitet haben.

Des weiteren gilt unser Dank auch der Industrie. Denn ohne Sie wäre so eine Fachtagung sicherlich nicht machbar. Denn bei so einer Veranstaltung zählt jeder Groschen !
Unterstützt haben folgende Firmen: Aqua Medic, Aquarium Münster, Giesemann, Tunze, Sander, Terra Nova Pro, Ocean Nutritation, ein Aquarienbauer aus Polen und Tropic Marin.
 

Ablauf und Vorträge:

Freitagabend ging es los mit der Begrüßung von Helmut Schmidt, aber auch durch den Bürgermeister der Stadt Lünen, Herrn Hans-Wilhelm Stodollick,  der einige sehr nette Grußworte an das Publikum richtete. Nach dem Abendessen folgt der erste Vortrag von Dr. Jens Kallmeyer der auf charmante Weise seine Erlebnisse von einigen Ausfahrten mit diversen Foschungsschiffen über die Arbeit von Wissenschaftlern im Bereich der Geologie berichtete. So mancher hatte sich die Arbeit in der Südsee sicherlich anders vorstellt :-) Es war ein gelungener Auftakt. Jens gab einen interessanten Einblick in die Meeresforschung. Moderiert wurde die Veranstaltung gekonnt von Dr. Dieter Brockmann, Dr. Dreyer und am Sonntag auch durch Peter Schmiedel.
 

Der erste Vortrag am Samstag führte uns in die die Welt der Chemie. Dr. Dieter Brockmann referierte über das Thema Kalzium und Kohlendioxid.  Der einzige Wermutstropfen war dass die Ballingmethode viel zu kurz kam. Man hat das Gefühl das Dieter Brockmann eher dem Kalkreaktor den Vorzug gab. Schade. Denn wir sind uns sicher das die Ballingmethode für viele weitaus interessanter gewesen wäre. Nichts desto trotz hat der Referent es verstanden auch Menschen ohne Chemiekenntnisse die Geschehnisse und Zusammenhänge zu erklären.

Es folgte ein hervorragender Vortrag von Peter Schmiedel bei dem es um die Paar - und Gruppenhaltung von Korallenfischen ging. Dort konnte man jede Menge lernen. Hervorragende Bebildert wie von Peter Schmiedel gewohnt. Gerade die Kenntnisse bei der Paar oder Gruppenhaltung sind heute wichtiger denn je. Viele Fische die als "Psychos" gelten werden in gemeinsamer Pflege zahm und zeigen ganz andere Verhaltensweisen als gewohnt. Peter Schmiedel kann man bitten dort weiter zu machen :-)

Es folgt der Vortrag von Winfried Hochstätter, den ich leider aufgrund eines Gesprächs verpasste.

Dr. Jens Kallmeyer gab anschliessend einen Überblick über die verschiedenen Filtersysteme, wie DSB, Jaubert, Schlammfilter und Zeolithmethode. Danach kam sicherlich so mancher ins Grübeln. Wie immer toll gehalten.

Plagegeister... und Parasiten: Dies war Thema von Michael Mrutzek aus Bremen. Michael hatte wieder jede Menge neu entdeckte Plagen und Parasiten im Gepäck die er hervorragend per Bild dokumentiere.

Nach Dr. Rainer Hirschberger, der über Sepia und Co referierte, im übrigen ein Vortrag der ausschliesslich eigene Beobachtungen wiedergab folgte Johannes Berns mit dem Vortrag: Quallen, deren Haltung und Zucht.

Das High Light an den beiden Tagen war für mich der folgende Vortrag, der fast ausschliesslich per Video gehalten wurde. Die Dokumentation per Video sollte ohnehin Schule machen. Zumindest meiner Meinung nach ist es ein echt gutes Mittel um noch besser Vorgänge zu dokumentieren.

Wolfgang Mai, Mönchengladbach - referierte zum Thema: Zucht von Zwergbarschen.
Neben vielen tollen Bildern und Infos zur Zucht gab es aber auch jede Menge verwertbares zur Pflege von Zwergbarschen im Aquarium. So war auch hier interessant dass einige Zwerbarsche die bisher einen eher schlechten Ruf haben, in Paarhaltung ganz zahm sein können. Ich freute mich mit einem Video von kleinen Cypho purpurascens einem bisher sehr teuren und selteneren Zwergbarsch. Vermutlich ist Wolfgang Mai damit die Erstzucht dieser Art in Gefangenschaft gelungen. Gratulation!

Dipl. Biologe Jörg Kokott referierte anschliessend zum Thema: Biodiversität im Aquarium - Vermehrung von Mikroorganismen und Aufwuchsorganismen zur Erweiterung der Nahrungsketten in Riffaquariensystemen

Ein  spannender Vortrag der die Zusammenhänge im Aquarium näherbrachte. Toll gemacht und mit nur 10 Minuten Überziehung fast im Limit :-)

Nach dem Abendessen gab es einen tollen Dia Vortrag der uns alle  in die spannende Unterwasserwelt von Sulawesi entführte. Hervorragende Fotoqualität die uns Gerd Kartzig aus Datteln dort bot.

Sonntagmorgen war Dipl. Biologe Ernst Pawlowsky dran: Sein Vortrag  "Strömung und Strömungserzeugung in Riffaquarien. Welche Größen kennzeichnen Strömung  und wie lässt sie sich optimal erzeugen?" führte bereits zu nachfolgenden Diskussionen im Meerwasserforum

Joachim Frische referierte spannend und unterhaltsam zugleich über Kugelfische/Kugelfischverwandte (Tetraodontiformes) (gr. tetra = vier, gr. odontes = Zähne, lat. forma = Gestalt) Es gab viele neue Infos die wir hoffentlich in einem Bericht in einer der Fachzeitungen bald nachlesen dürfen ! Einige wichtige Details finden Sie aber auch schon im Symposiumsheft.

Es folgte der zweite Vortrag von Ernst Pawlowsky: " Kalium, ein umstrittenes Element im Riffaquarium - Theorie und Praxis bei der Kaliumergänzung"
Meiner Ansicht nach ein sehr spannendes Thema, vor allem wer Armin Glasers Ausführungen von Dezember auf der Fisch & Reptil in Sindelfingen kennt. Denn Pawlowsky ist hier doch durchweg anderer Meinung und befürwortet die Kaliumdosierung auch ohne genaue Testmöglichkeiten.  Ich weiss nicht wie es den anderen ging, aber mir war das Resumee einfach mal mit 50 mg Kaliumdosierung anzufangen dann doch zu "heavy". Vor allem deshalb da auch Pawlowsky zu dem Schluss kommt das es keine vernünftigen Tests gibt die Kalium genau bestimmen können. So bleibt das ganze in meinen Augen immer noch ein Glücksspiel. Interessant wäre nun natürlich eine Diskussion wo Armin Glaser und Ernst Pawlowsky Stellung nehmen könnten :-)  Kaliumdosierung im Aquarium bleibt weiterhin ein spannendes Thema ! Aber mal ganz ehrlich, diese Unterschiedlichen Ansichten machen das Salz in der Suppe. Das Hobby kommt dadurch ganz sicher voran auch wenn es noch ein wenig dauern wird bis feste Größen bekannt sind.

Die Fachtagung in Lünen endete mit einem Vortrag der scheinbar im ersten Moment gar nicht soviel mit der Meeresaquaristik zu tun hatte. Prof. Dr. Ellen Thaler gab uns einen Einblick über ein "Paradies mit kleinen Fehlern  Seychellen - Bird Island"  Hieraus kann man nur den Schluss ziehen das der Mensch es immer wieder schafft durch den Eingriff in die Natur, ein Paradies aus den Angeln zu heben. Gut gemacht, gut gehalten aber durch die Infos über den Menschlichen Eingriff in ein funktionierendes Ökosystem Erschreckend zugleich.

Nachfolgend finden Sie noch einige Bilder die zeigen was los war:


 


Prof. Dr. Ellen Thaler aus Österreich, und Peter Schmiedel aus Belgien


Dipl. Biologe  Jörg Kokott, aus Bremen


Plagegeister sind seine große Stärke, Michael Mrutzek aus Bremen


Wolfgang Mai, ein (DER) Experte in Sachen Fischzucht

So schön das Wochenende auch wieder war, es gab leider auch eine sehr traurige Nachricht. Helmut Schmidt gab seinen Rücktritt aus Altersgründen bekannt. Nun ja im Alter von fast 75 Jahren kann ich es schon verstehen. So eine Fachtagung auf die Beine zu stellen kostet viel Zeit, Geld, aber auch viele Kontakte und Überzeugungsarbeit.

Bereits im Jahre 1988 begann Helmut Schmidt sich Gedanken über ein Fachsymposium zu machen bei dem man Industrie, Hobbiisten und Wissenschaftler zusammenbringt. Es ist nicht weit hergeholt ihn deshalb als einen Pionier auf diesem Sektor zu bezeichnen. Es sollte aber noch drei Jahre dauern bis 1991 das 1. Meerwassersymposium stattfindet sollte. Nach nun 16 Jahren macht Helmut Schmidt Schluss. Ich möchte ihm hiermit im Namen aller Aquarianer für diese 16 Jahre Arbeit ganz herzlich danken.

Leider unterlag auch das Lünener Symposium einem schon allseits bekannten Besucherschwund. Die Gründe werden vielfältig sein, darüber können wir nur spekulieren.  Einerseits gibt es alle Infos heute durch das Internet viel schneller als früher und meist ohne Mühe oder Kosten. Andererseits tragen sicher die vielen kleinen Forentreffen dazu bei, dass einfach immer weniger Menschen zu so einer Tagung kommen. Denn mehrmals im Jahr wird man so etwas nicht machen. Das ist sehr schade, denn keines der Forentreffen schafft es auch nur annähernd Fachlich an Lünen heranzukommen, mit Ausnahme natürlich das Aquaterrasymposium in Sindelfingen. Das ist aber weit weg und sollte sich mit Lünen nicht "beißen".

Die Bekanntgabe von Helmut Schmidt dass für ihn Schluss ist führte bei einigen Fachbesuchern zu regen Diskussionen dies aber wieder herum zu einem kleinen Hoffnungsschimmer.  Denn so ein Symposium darf man doch nicht "sterben" lassen!  Durch die spontane Zusage von einigen Referenten und Firmen auch in zwei Jahren wieder Lünen zu unterstützen, wollen wir hiermit einen Aufruf starten Lünen nicht einfach "untergehen zu lassen".

Peter Schmiedel, Joachim Frische, Michael Mrutzek, Jens Kallmeyer und Jörg Kokott, dazu etliche Besucher und ich waren einhellig der Meinung das es mit Lünen weitergehen muss!! Dieses Fachsymposium ist Made in Germany, genau wie die meisten Firmen die hier Ihre Unterstützung gaben. Und Made in Germany zählt in der Meeresaquaristik weltweit immer noch sehr viel !!  Dies sollte man einfach nicht vergessen.

Ich meine dass wir durch diverse Internetforen wie unserem Meerwasserforum.com, aber auch durch dem Forum von matuta.com und dem Riffaquaristikforum genug Menschen und Möglichkeiten hätten etwas gemeinsames auf die Beine zu stellen. Wir hoffen daher auf zahlreiche Unterstützung, gerne auch von bisher nicht genannten Insitutionen bzw. Plattformen im Internet. Gemeinsam können wir einiges bewegen. Neben dem Internet hoffen wir natürlich auf weitere Unterstützung, zum Beispiel der Fachzeitschriften, wie Koralle und Der Meerwasseraquarianer aber auch durch anderen Firmen. Wer Interesse hat das 9. Lünener Symposium zu unterstützten - bitte meldet euch.  Wir helfen gerne bei der Planung mit und tun was wir können um in zwei Jahren ein ebenso gutes Fachsymposium zu besuchen, wie es bisher Helmut Schmidt veranstaltet hat.
 

Wer sich für den Symposiumsband interessiert, der wende sich bitte an Helmut Schmidt. Darin finden Sie alle Vorträge der Referenten.

Sie haben Interesse am Symposiumsband?
Kontakt: Helmut Schmidt: http://www.meerwassersymposium.de/

mit salzigen Grüßen aus Lünen
Robert Baur-Kruppas


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