Beleuchtung, Technik und
Besatz
Stand: Februar 2003
Seite 1
Name: Andreas Stein
geb.: Jahrgang 1964
Beruf: Marketing bei siehe Mailadresse
Familie: Frau 1968 & Tochter 2000
wohnhaft: seit gut 6 Jahren München, vorher 30 Jahre Düsseldorf, geboren in Hamburg
Hobbys: Seit Mitte/Ende der 70'er Süßwasseraquarien, seit 2002 Meerwasser, Windsurfen, Pastell- und Ölmalerei, Computerspiele nicht mehr (nach hartem Entzug!)
Mail-Adresse:andreas.stein@siemens.com
Aquarienbeschreibung
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Grüne Krustenanemone beim Fischmahl! Es ist mir irgendwie eine echte Herzensangelegenheit, mit ein paar einführenden Gedanken zu beginnen, was mich als Meerwasser-Einsteiger "ausgerechnet" zu einem Nano- oder eher schon Pico-Riff-Aquarium geführt hat. Wen das nicht interessiert und eher einen Blick auf die Hardfacts wie Beckengröße in Zentimeter und Scheibendicke in mm werfen möchte, kann ja ein bißchen nach unten scrollen.
Also, auf geht's:
In meiner gut 25-jährigen Zeit als Süßwasseraquarianer habe ich so ziemlich alles ausprobiert, was sich zu den jeweiligen Zeiten so in der Diskussion/im Handel befand. Irrwegen wie Boden- und Rieselfilter (Irrweg zumindest bei pflanzenorientierten Aquarien) bin ich bereitwillig gefolgt und habe mich frustiert wieder von ihnen abgewendet. Den von einer Firma seit jüngstem angeboten Abschäumer für tropische Süßwasseraquarien konnte ich mir dabei gottlob verkneifen (manchmal fragt man sich echt, ob solche Sachen nur im aufblasbaren Gummiplanschbecken der Kids der Ingenieure ausprobiert werden, anstatt sie mal über ein zwei Jahren in einem lebendigen Aquarium-Biotop zu beobachten und zu bewerten).
Eine Art persönliches Zwischenfazit Anfang 2002 ergab dann, daß der Tiefpunkt meines "süßen Lebens" ein technisch vollausgestattetes und nach allgemeiner Meinung auch zur Stabilität verdammtes 300l Becken war (Unterschrankfilter mit Siporax und Hamburger Mattenfilter, Nitrex, NO³-Austauscherharze, UV-Klärer, geregelte CO²-Versorgung, Bodenheizung und hoher Bodengrund, gemäßigte Strömung, sehr gute Beleuchtung, wenig und richtig ausgewählte Fische, viele Pflanzen, ...). Warum Tiefpunkt? Nun, davon abgesehen, daß die Pflanzen wucherten wie die Pest (was sich zugebenermaßen so mancher auf's sehnlichste wünschen würde) habe ich die Blau- und Pinselalgen, die sich scheinbar genauso wohl fühlten wie die Pflanzen auch nach monatelanger extrem strenger Hygiene nicht in den Griff bekommen. Und auch die Fische fühlten sich nicht wirklich wohl, was sich in meinen Augen darin zeigt, daß keine Fortpflanzung mehr stattfindet und sich im Extremfall der Fischbestand auf scheinbar unerklärbare Weise immer weiter reduziert.
Der Höhepunkt hingegen war ein 2l-Becken!!! Außer einer Neonröhren-Taschenlampenbeleuchtung gab es in diesem Becken keine technische Ausstattung oder sonstige Hilfsmittel (kein Filter, keine Pumpe, keine Heizung, keine Wasserpflegezusätze). Darin lebten am Ende zwei "Amano"-Garnelen (20mm), ein Zwergkrallenfrosch (25mm) und zwei Apistogramma - Jungfische (5mm) und eine Auswahl an Pflanzen. Die ersten Wochen waren nur die Garnelen drin und ernährten sich von den vorhandenen Algen, die aber dann irgendwann nicht mehr ausreichend nachwuchsen. Also überlegte ich mir, wie ich "Entropie" in das Becken bringen könnte. Zunächst habe ich mit Dünger rumprobiert, habe aber dann später mit gleichen Hintergedanken den Frosch eingesetzt, den ich natürlich zufüttern mußte. Folge: Frosch frißt und sche...; Algen wachsen, Garnelen haben Essen. Erfreulicherweise sind die Pflanzen unter diesen Bedingungen zwar moderat aber stetig gewachsen (Ausdünnung um 50% war ca. alle vier Wochen nötig), Irgendwann habe ich dann die Apistogramm-Babies dazugesetzt, die sich ebenfalls sehr wohl fühlten. Wasserwerte waren über die gesamte Zeit konstant: T~20C, kH 1, GH 3, NO³ 0, NO² 0, pH<7; Wasserwechsel 50ml/Woche, wobei ich Wasser aus dem o.g. 300l einbrachte, da für das 2l-Becken nicht "Dreck raus" sondern "Dreck rein" Notwendigkeit war. :-)))
Vor diesem Hintergrund wandte ich mich dann im Frühjahr 2002 der aufflammende Ambition Meerwasseraquaristik geladen mit einer Riesenportion Technikskepsis zu. Die ersten Bücher, die ich las, schreckten mich allerdings vor dem Hintergrund meines "süßen" Leidensweges eher ab. Der empfohlene apparative Aufwand war enorm! Und eigentlich war ich auf der Suche nach einem Weg, meinen "süßen 2l-Höhepunkt" auf die Meerwasseraquaristik zu übertragen. Knapp davor die Flinte ins Korn zu werfen, stieß ich dann auf zwei Ansätze, die mich beseelten: Nanoriff-Aquarium und Jaubert-System. Kombiniert entsprachen sie meiner Wunschvorstellung: 1) die Herausforderung/der pflegerische Anspruch auch auf kleinstem Raum eine stabile Lebensgemeinschaft aufzubauen und 2) so wenig Technik wie möglich einzusetzen. Dazu nahm ich aus meinen Literaturstudien und Internetrecherchen noch folgende Aspekte in mein Konzept auf: eine möglichst vielfältige Lebensgemeinschaft, ausschließlich Lebengestein verwenden, alles Leben leben lassen, sehr gute Strömung & Licht, langsames Einfahren, viel Geduld und Beobachtung bei Systemänderungen.
Maße: 40x25x25, Bruttovolumen 25l, Nettowasservolumen ca. 17l. Haupteinblick auf der Schmalseite, damit bei dieser kleinen Beckgröße noch ein vernünftiger Tiefeneindruck entsteht. Bodengrund 3cm hoch aus Korallengrus 3-5mm und so um die 4 Kg Lebend-/Substratgestein. Rückwand mit blauer Folie abgeklebt. Eingerichtet November 2002. Besatz kontinuierlich über die Zeit aufgebaut. Keine Algenplagen erlebt. NO³ mit 0 und NO² mit 0,01 seit Beginn sehr niedrig. Zeitweise war PO4 etwas hoch und Ca etwas niedrig.
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hfhfh. Technik:
Mein 17l (netto) Pico-Riff.
Innenfilter Eheim Aquaball 2208 (Pumpenleistung 440l/h), Filterkorb gefüllt mit 50ml Kernbach-Zeovit, 20ml Preis-Aktivkohle, 20ml AB-Antiphos und ein bisschen grober Filterschwamm.
Beleuchtung:
4*8W T5 Leuchtstoffröhren (bestehend aus 3 Unterschrankleuchten und einer Werkstattleuchte (OBI: EVG, T5, Daylight für 4€ :-))))) Röhren: 2*Osram L8/950, 1*PowerGlo Hagen 10000K, 1*L8/D.
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Da meine Digitalkamera ziemlich übel ist, erkennt man auf diesen Totalen leider
nur sehr wenig. Auf Seite 2 und 3 gibt es einige Close-Up's mit mehr Einsicht!Nächste Schritte:
Momentan habe ich meine Beleuchtung direkt auf der Deckscheibe liegen. Da ich in einer Dachgeschoßwohnung lebe, die im Sommer eh recht warm wird, könnte - nein - wird dies zu Problemen führen.Ich arbeite daher gerade an einer Leuchte mit 5 * 8W/T5 (je zwei PowerGlo und drei L8/950), die auf Stelzen frei über dem Aquarium steht, so daß ich dieses offen betreiben kann. Außerdem fahre ich gerade in einem Becken 43x35x26 7cm Bodengrund für ein Jaubert-System ein. Der gesamte Inhalt meines jetzigen Becken 40x25x25 wird dann bald in dieses neue Becken 1:1 umziehen, womit ich dann meine Wunschvorstellung für den Meerwassereinstieg umgesetzt hätte.
Übernächste Schritte:
Im Herbst 2003 werde ich dann wohl langsam ein "etwas" größeres Becken (200-400l) angehen, das ich aber nach denselben Prinzipien wie das Nanoriff-Becken betreiben möchte. Allerdings werde ich wohl aus purer Bequemlichkeit dann auch einen Kalkreaktor einsetzen und eine automatische Nachfülleinrichtung verwenden, da ich öfter unterwegs bin und die Fischliebe der Nachbarn nicht überstrapazieren möchte.
Besatz - Fische: 2x gelbe Korallengrundel (Gobiodon okinawae)
1x Neongrundel (Gobiosoma evelynae)... für die Neongrundel suche ich gerade noch
einen Partner, finde im Handel aber nichts!Besatz - Wirbellose: 2x Putzergarnelen (Lysmata wurdemanni)
1x Einsiedler (Calcinus spp.)
2x Einsiedler (Clibanarius spp.)
10 x Schnecke (Euplica versicolor)
5 x Ohrschnecken (Stomatella spp.)
1 x Turbanschnecke (Turbinidae spp.)
15 x Schlangenstern (?, ca. 3-4 cm Arme)
6 x Gänsefuß-Seesterne (Asterina spp.)
Nesseltiere: Acropora formosa
Caulastrea furcata
Discosoma spp.
Heliopora coerulea
Hydnopora spp.
Litophyton arboreum
Litophyton spp.
Lobophytum spp.Nesseltiere: Pocilopora damicornis
Pseudocorynactis caribbeorum
Ricordea spp.
Sarcophyton spp.
Stolonifera spp.
Tubastrea spp.
Zoanthidae spp. (gelb)
Zoanthidae spp. (grün)Makroalgen: Caulerpa spp.
Halimeda spp.
Sonst noch: Alles, was man sonst noch typischerweise über
Lebendgestein ins Becken bekommt lebt prächtig
weiter: Schwämme, Röhrenwürmer, Borsten-
würmer, Kleinkrebse, ..... Bemerkungen zum Besatz:
1) Bestimmungen sind entweder "best guess" oder so wie vom Händler ausgewiesen und damit allesamt mit einem nachfolgenden Fragezeichen zu verstehen.
2) Gerade bei den Nesseltieren sieht die Anzahl der gepflegten Tiere für so ein Minibecken vielleicht auf den ersten Blick recht groß aus. Es sind aber alles entweder sehr kleine Ableger oder "Todeskandidaten" die ich irgendwo in einem Haufen Lebendgestein beim Händler total verschrumpelt entdeckt, rausgefischt und meist für nur wenige Euro (O-Ton meines Lieblingshändlers: "So was kann ja gar nicht ernsthaft verkaufen! Sagen wir also alles zusammen 5€-Mitleids-Mitnahme-Preis".) gekauft habe.
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Pflege:Täglich: Streufütterung mit Gefrier- und Korallenfutter. Wöchentlich: gezielte Fütterung der Anemonen mit Futterrohr, Wasserwechsel 1l, Spurenelemente von Preis 5% der Herstellerangabe, Filterwatte und Scheiben reinigen. Zweiwöchentlich: Wasserwerte messen, Zweimonatlich: Zeovit, Kohle und Antiphos erneuern.
Wasserwerte:
KH 8 NO³ 0 NO² 0,01 Ca 400PO4 0 34,5 O/OO (1,0232 bei 25OC) PH 7,85
Kommentar: PO4 war mal auf 0,25, habe dann das Anitphos in den Filter genommen. Den Ca-Wert oben zu halten ist recht aufwändig. Da ich keinen Kalki sinnvoll einsetzen kann (wegen der Beckengröße) habe ich am Anfang mit Kalkwasser gearbeitet, was bei der geringen Verdunstungsrate meines Beckens aber eh nicht ausreichend war. Außerdem halte ich die einhergehende Phospatausfällung für ein zweischneidiges Schwert, denn es bleibt ja im System. Jetzt nehme ich BioCalcium von Tropic Marin, was ganz gut funktioniert, nachdem ich einmal den Verbrauch i.e. bestimmt hatte. Allerdings muß man mit der Dosierung sehr vorsichtig sein! Bei der vom Hersteller empfohlenen Tageshöchstdosis zeigen einige Tiere schon sehr heftige Streßreaktionen. NO³ und NO² waren im übrigen auch vor dem Einsatz des Zeovit auf dem selben niedrigen Niveau.
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Besatz Stand Februar 2003.
Exkurs: Persönliche Meinung zum Thema empfohlene Beckengröße für Anfänger:Groß, groß, groß, so die fast einhellige Meinung und ganz besonders bei einem Anfänger. Ich denke, dies ist ein guter Standpunkt, denn große Systeme sind in der Tat stabiler.
Für einen Anfänger hat diese Stabilität in meinen Augen jedoch zwei Seiten. Erstens: Das System verzeiht kleinere Missgriffe! Das ist gut, denn sie werden gerade am Anfang mit ziemlicher Sicherheit passieren.
Aber zweitens (und das ist die Kehrseite!): bei einem etwas größeren Missgriff, wird das System sehr "stabil" den Bach runtergehen - denn wenn es einmal auspendelt, dann pendelt es sehr sehr nachhaltig. Und evtl. Korrekturmaßnahmen wirken recht langsam, so dass gerade im Krisenfall die richtige Dosierung nur sehr schwer herauszufinden ist. Ebenfalls auf der Kehrseite anzusiedeln ist, dass das ganze System recht lange braucht, um die Stabilität zu erreichen und das arbeitet gegen die natürliche Ungeduld eines Anfängers, der dann vermutlich doch nicht der Versuchung widerstehen wird, zu früh zu viel Besatz einzubringen. Und als letzten Punkt der Kehrseite möchte ich nennen, dass man bei einem großen Becken teilweise schon recht weit vom Geschehen weg ist. Bei einem kleinen Becken sitzt man aus allen Perspektiven immer in der ersten Reihe und vor allen Dingen lenkt es den Blick geradezu automatisch auf die ganz kleinen Gäste im Aquarium, die eine so wichtige Rolle im Biosystem spielen und damit das Verständnis der Lebensgemeinschaft schulen. Vom finanziellen und pflegerischen Aufwand eines großen Beckens einmal ganz abgesehen.
Mein persönliches Fazit ist also, dass ein kleines Becken gerade für einen Anfänger - sorgfältige Vorbereitung wie Lesen und Erfahrungsaustausch natürlich vorausgesetzt - eine prima Alternative zum 500l Meerwassertraum sind. Ich unterstreiche allerdings nachdrücklich, dass es KEIN leichtes Unterfangen ist ein kleines System aufzubauen, sondern viel und tägliche Hingabe erfordert!
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