Sternstunde: Asterina frisst Asterina
Erstveröffentlichung in der Fachzeitschrift Koralle 2004
Glasrosen sollte er angeblich fressen. Zumindest sagte man ihm das nach. Und das war Grund genug für uns, zwei Exemplare zu besorgen und versuchsweise in unsere Riffaquarien zu setzen, obgleich die kleinen Kerlchen nicht aus tropischen Gewässern stammen, wie unsere übrigen Aquarienbewohner, sondern aus dem Mittelmeer.


Der Fünfeckstern (Asterina gibbosum) ist erheblich größer, hat aber große Ähnlichkeit
mit dem kleinen und aquaristisch sehr verbreiteten Asterina burtoni.

Doch wie so oft im Leben kam alles ganz anders. Glasrosen interessierten diese Seesterne nicht im Geringsten (es wäre ja auch zu schön gewesen...). Stattdessen entwickelten sie aber ausgesprochenen Appetit auf die kleinen Seesternchen der Gattung Asterina, die sich bei uns im Aquarium heftig vermehren, beispielsweise A. burtoni. Zwar reicht dieser Appetit nur für ein oder zwei Sternchen pro Tag, aber steter Tropfen höhlt den Stein.


Asterina frisst Asterina – ein ungewöhnliches Bild

Die Wilhelma in Stuttgart hatte uns auf diese Seesterne gebracht, und Kai Uwe Genzel ließ uns schließlich die zwei Exemplare zukommen. Leider ist einer der beiden durch einen Umbau der Steine ins große 1.000-Liter-Becken gelangt, so dass sich nur noch einer – der Kleinere – im 180-Liter-Grundelbecken befindet. Bei der Identifizierung des Tieres half uns der Mittelmeer-Experte Karl Guba aus Wien.

Es handelt sich um den Fünfeckstern (Asterina gibbosa), der im Mittelmeer ziemlich häufig vorkommt, beispielsweise bei Sizilien. Er lebt meist unter Steinen oder in Seegraswiesen, gelegentlich auch in Lagunen und ist sehr anpassungsfähig. Man findet viele Farbvarianten: Grau, Grünlich, Gelb, Orangerot oder Braun. Ebenso wie Asterina burtoni und seine Gattungsvettern hat A. gibbosum an den Armspitzen Lichtrezeptoren, mit denen Hell und Dunkel unterschieden werden können. A. gibbosum scheint sich im Aquarium ebenfalls vegetativ zu vermehren; Karl Guba hat in seinem Aquarium bereits zwei kleine Exemplare entdeckt.
 
 

Manuela Kruppas & Robert Baur-Kruppas
Erschienen: Koralle 2004


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