Südlicher Glatthai
( Mustelus mustelus )


Südlicher Glatthai von etwa 70 cm Länge
Unter dem Maul ist eine leichte Kropfbildung (Jodmangel) zu sehen

Vorkommen:
Im Nord-, Ost- und Südatlantik, um die Britischen Inseln, entlang der französischen Küsten bis einschließlich dem gesamten Mittelmeer. An der afrikanischen Küste von Gibraltar über die Kanarischen Inseln und Madeira, entlang der afrikanischen Westküste über Angola bis zum Kap der Guten Hoffnung / Südafrika.

Größe:
Jungtiere bei Geburt 39cm; ausgewachsene Alttiere bis 1,65m, selten über 1,3m

Biologie und Lebensweise:
mittelgroßer Hai; zwei kleine Rückenflossen; Schwanzflossen langgezogen, die obere Hälfte zurückgebildet aber länger als breite untere Hälfte; 5 Kiemenspalten; sehr kleines Spritzloch direkt hinter dem Auge; spitzer Kopf mit kleinen Nasengruben; im Maul Mahlzähne, auch Pflasterzähne genannt, diese dienen dem Packen und Zermalen von Krustentieren und Muscheln, der Hauptnahrung der Glatthaie; Körperfärbung bei Jung- und Alttieren jeweils grau; die Bauchseite ist hell;
Vermehrung – vivipar d.h. innere Befruchtung, Bildung von Embryonen in einer Plazenta, diese reifen im Mutterleib heran, Jungtiere werden nach etwa 10 bis 11 Monaten geboren; es werden zwischen 4 und 15 Jungtiere geboren.

Lebensraum:
Freiwasserhaie, die in Bodennähe leben; Vorkommen in Küstennähe aber auch im freien Ozean;  Haie leben über Sand-, Schlamm und Kiesgründen; teilweise auch über Felsgrund; Tiefe von 5 bis 50m, es wurden aber auch schon Haie in 450m Tiefe gefangen; häufig sind die Haie im Mittelwasser anzutreffen

Ernährung:
Fast ausschließlich Krustentiere wie Krabben, Garnelen, Schwimmkrabben, große Tiefseegarnelen, Hummer und Langusten, auch Schalentiere wie verschiedene Muscheln und Schnecken; in den jeweiligen Wasserschichten werden auch kleine Fische, wie z.B. Schlangenaale erbeutet
 
 

Haltung im Aquarium
Beckengröße:
Jungtiere ab 1000 Liter; ausgewachsene Alttiere ab 5000 Liter

Beckenmaße für zwei Alttiere:
5m Länge; 2m in der Tiefe; Wasserhöhe 1m  ( Mindestmaß – größere Becken jederzeit möglich )
Gruppenhaltung artgerecht, zudem Freiwasserhaie, daher große Becken mit viel Schwimmraum

Temperatur:
10°C bis 16°C; nicht über 18°C – Kaltwasserhaie, eine Vergesellschaftung mit tropischen Haien ist nicht möglich; Kaltwasserhaie können nur in den angegebenen Temperaturbereichen gehalten werden, steigt die Wassertemperatur auf über 18°C verenden die Tiere, auch kurzzeitige Erwärmungen führen zu Langzeitschäden, die Haie nehmen keine Nahrung mehr auf und der Kreislauf bricht zusammen, in den meisten Fällen führt eine Erwärmung zum Tod der Haie

Wasserwerte:
Nitratwert – 50mg/l bis max. 150mg/l ( bei reiner Haihaltung )
Phosphatwert – 2mg/l bis 3mg/l
PH-Wert – optimal 8,2 bis 8,4; Schwankungen zwischen 8,0 und 8,5 möglich – kurzzeitig!

Beleuchtung:
300 bis 400 Watt ausreichend, Tiere sind dunkle Meeresregionen gewöhnt

Technik:
Eiweißabschäumer vorzugsweise mit Ozoneinspeisung, mechanische und biologische Filter notwendig, ca. alle 3 Wochen Zusatzfilterung über Aktivkohle, UV-Filter ratsam, Strömung sollte in Bodennähe sein, Wasserumwälzung mindestens einmal das Beckenvolumen pro Stunde

Wasserwechsel:
5000 l Becken - wöchentlich  mindestens 400 Liter Wasserwechsel; größere Becken pro Woche 10% des Wasservolumens

Jodzugabe:
Jod muss über Meersalz bzw. Futter regelmäßig ausreichend zugeführt werden – Kropfvorbeugung!

Beckengestaltung:
Bodengrund Sand oder Kies; Aufbauten nicht notwendig bzw. sogar störend; Schwimmfläche sollte ausreichend groß sein, Haie sind aktive Schwimmer, die gern in Gruppen leben

Vergesellschaftung:
andere Kaltwasserhaie, wie Artgenossen, Katzenhaie, Dornhaie, Hundshaie, Kaltwasserrochen wie Nagelrochen oder Adlerrochen; Plattfische, Seebrassen, Dorsche, Makrelen; Krustentiere wie Langusten und Hummer möglich, diese könnten aber als Lebendfutter zur Beute werden

Futter im Aquarium:
Garnelen, Krabben, Hummer oder Langusten, Krustentiere können alle auch lebend gefüttert werden; verschiedene Muscheln und Schnecken; alternativ kann auch Fischfilet oder Tintenfischgefüttert werden; Babyhaie fressen auch lebende Sand- und Schwebegarnelen; nicht gefressenes Todfutter sollte nach einer halben Stunde aus dem Becken entfernt werden – Schadstoffe; unverbrauchtes Lebendfutter kann im Becken verbleiben; Futtergaben abwechslungsreich gestalten, das Futter muss mit Jod und Vitaminen angereichert werden; Fütterung bei Jungtieren zwei bis drei mal wöchentlich, bei ausgewachsenen Tieren genügt eine Fütterung
 

Krankheiten:
Kropfbildung – kann bei regelmäßiger Jodgabe/Vorsorge nicht entstehen, wenn Kropf entstanden ist, Erhöhung der Jodmengen, Kontrolle Krankheitsverlauf, nach Rückgang normale ausreichende Joddosierung fortsetzen
Mechanische Verletzungen – heilen bei guten Wasserwerten selbstständig wieder ab; leider verschlechtern sie sich bei schlechten Wasserwerten; Entzündungen an Mechanischen Verletzungen kann man in Quarantäne mit Antibiotika bzw. Sepso behandeln; kurze Behandlungen der Wunde außerhalb des Wassers möglich, dabei aber Aufwand und Nutzen beachten, außerdem Verletzungsgefahr für Hai und Pfleger beachten
Pilzbefall – auch hier hat sich eine Behandlungsserie in einem Extrabecken mit Antibiotika bewährt
Augentrübung – gleiche Behandlung wie Pilzbefall
Wurmbefall – hier kann man auf handelsübliche Entwurmungsmittel zurückgreifen, guten Ergebnisse zeigen auch die fertigen Eingewöhnungsmittel, diese sind von verschiedenen Herstellern erhältlich
Parasiten – kurze Süßwasserkuren haben hier den gewünschten Erfolg gezeigt
Schwimmstörungen – können durch zu kleine Becken oder Mitbewohner ausgelöst werden; zu viele Putzerfische oder so genannte Schiffshalter bedrängen Haie derart, das diese in Dauerstress geraten und Krankheitssymptome zeigen, Möglichkeiten der Behandlung sind Einzelhaltung der Haie bzw. Vergrößerung des Beckens

Besonderheiten:
Mittelgroße frei schwimmende Haiart, die in  Großaquarien gezeigt wird. Haltung in Deutschland z.B. in den Aquarien Timmendorfer Strand und Konstanz. Südliche Glatthaie sind eine häufige Haiart in Europa. Sie treten regelmäßig in großen Schulen auf und bereiten damit der Hummerfischerei großen Schaden. Bei der Aquarienhaltung ist unbedingt die kalte Wassertemperatur zu beachten. Zur Haltung dieser Haiart benötigt man konstante Temperaturen um zwischen 10°C und 16°C, diese lassen sich nur durch große Kühlaggregate erreichen. Dazu ist ein hoher Energieaufwand nötig. Hinzu kommt, dass bei den in Deutschland vorherrschenden Temperaturen die Aquarienscheiben ständig mit Kondenswasser beschlagen wäre.
Glatthaie wachsen sehr langsam. Selten erreichen ausgewachsene Haie eine Lange von mehr als 1,3m. Beim Hantieren mit den Glatthaien sollte ein großer Kescher sowie Lederhandschuhe benutzt werden, dabei ist zu beachten, dass die Haie sehr schnell und wendig sind. Wirtschaftlich von Bedeutung, Haiart wird kommerziell gefischt. Das Fleisch der Glatthaie wird vor allem in den europäischen  Küstenländern, im Mittelmeerraum und an der afrikanischen Küste frisch oder gepökelt verzehrt. Große Mengen werden auch eingefroren. Außerdem wird Haiöl gewonnen und die Haie werden zu Fischmehl verarbeitet. Im südlichen Afrika werden die Haie durch Sportangler vom Strand aus geangelt.

Information und Foto(s) by Silvio Heidler
 
Bemerkung von
Dipl. - Biologe
Tobias Möser
Glatthaie (Mustellus mustellus und M. asterias)
- Beckengröße: Für ausgewachsene Tiere sollte mindestens ein Becken von 6 x 4 x 1,5 m vorhanden sein.
- Tiere schwimmen oft im Freiwasser, liegen aber auch gerne auf dem Boden, insgesamt bodenorientierter als der Hundshai!
- Tiere werden recht schnell futterzahm, individuelle Fütterung ist möglich und empfohlen. Futter ist problemlos: Seelachs, Tintenfisch, seltener Makrele. Besondere Leckerbissen sind Krebstiere, insbesondere Strandkrabben.
- Jungtiere sind nicht leicht aufzuziehen, am besten in eingefahrenen, nicht zu kleinen Aquarien. Als Nahrung bieten sich lebende Garnelen und Wattwürmer (Rotwürmer) an.
Vor der Geburt haben Weibchen im Aquarium oft Probleme, Krämpfe oder totales Erschlaffen des Tieres ist möglich. Regelmäßig versterben Weibchen kurz vor der Geburt, eine Rettung (eines Teils) der Jungtiere ist dann mit einem Kaiserschnitt möglich.
Glatthaie sind vergleichsweise unproblematische Aquarientiere.
Bemerkung von
Ben Schnopp 
aus Berlin:
Hallo, ich bin seit einiger Zeit mit der Haiforschung und vor allem mit dem Thema Haischutz beschäftigt. Wie wohl die wenigsten wissen ist der Hai ein akut vom Aussterben bedrohtes Tier. Die Haltung in Aquarien mag dem zwar entgegenwirken, kann aber angesichts des Tierschutzes keine richtige Massnahme sein. Eine anderslautende Empfehlung kann ich leider nicht geben. Die einzige Empfehlung die ich geben kann, ist, dass man Haie in deren natürlichen Lebensraum lassen sollte.

Leider haben die Medien den Hai in den letzten Jahren überwiegend als Menschenfressendes Monster dastehen lassen, was leider auch dazu führt, dass die Sensibilität der Menschen für das Thema Haischutz nicht sonderlich weit oben angesiedelt ist. Haie sind definitv faszinierende Tiere, was es auch irgendwo verständlich macht, sich solche Tiere in Aquarien halten zu wollen. Dies kann aber auf keinen Fall im Sinne der Tiere sein.

Sehr interessante Informationen zum Thema Hai findet man übrigends hier: www.sharkproject.com

Gruß
Ben




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