Pumpen und StrömungstestsMan könnte sagen das ich mehr als baff war als ich den Raum betrat und Torsten mir seine seit 6 Jahren druchgängig laufende Strömungspumpe zeigte. Da ist die bekannte Stream, selbst in der Ausführung mit 20 TSD Liter Leistung, ein kleines Pümpchen dagegen. Das ist es halt wieder, im stillen Kämmerlein sitzen Leute die richtig Ahnung haben, anstatt das mal dem Rest der Aquarianer zugängig zu machen. Ich bin sicher das so eine starke Pumpe durchaus Chancen auf dem Markt hat.
Leistungsdaten gefällig?
45.000 Liter Leistung - 150 Watt Verbrauch
Befestigung siehe Bilder :-) Eine Befestigung an der Scheibe scheidet ausgrund des Drucks aus.Das ist nur was für ein Großaquarium, denn der Druck ist wahrlich heftig.
Ich hin extra aus meinen Klamotten gestiegen um mir das unter Wasser anzutun. Selbst ganz hinten habe ich noch Strömung bemerkt. Und das ganze mit nur einer Pumpe....
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Torsten zeigt mir die Pumpe, Michelle ist nicht so begeistert von dem Gesabble der Aquarienverrückten *smile*
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Torsten, diese Monsterpumpe hat echt Substanz... überleg mal ob das nicht was wäre :-)
Anmerkung von Torsten Luther: Sehr erstaunt waren die Macher von Korallenriff.de über unsere Pumpentechnik und immer wieder kam die Frage: warum gibt es die nicht am Markt? Nun, das ist eine längere Geschichte...
Schon seit langem beschäftige ich mich mit der Konstruktion und dem Bau von aquarientauglichen Pumpen. Mit Ausnahme der Tunze stream, gehen alle am Markt vorhandenen Aquarienpumpen auf Grundmodelle aus der Industrie zurück, wo sie unter vielfältigsten Bedingungen , wie Labor, Chemieindustrie, Wasserwirtschaft, etc. zum Einsatz kommen. In der Regel haben große Firmen Entwicklungsteams die anwendungsspezifische Produkte kreieren. Diese werden dann für für größere Einsatzgebiete modifiziert und es entstehen Pumpenreihen mit bestimmten Leistungskoeffizienten in verschiedenen Qualitätsstufen.
Die im Vergleich winzige Aquaristikindustrie kann natürlich solch einen Aufwand nicht betreiben. Hinzu kommt, daß die Spezifikationen oftmals wesentlich vielgestaltiger sind. Da wir viel für öffentliche Schauquarien arbeiten, waren wir schon sehr früh mit deren zahlreichen Problemen konfrontiert. Zusammengefaßt lassen sich diese kurz formulieren:
- viel zu hoher Energiebedarf
- Materialprobleme durch Verwendung von Metallen
- schlechtes VolumenstromverhältnisDabei ist es eigentlich ganz einfach! Jeder kennt die Faustformel, daß das Aquarienwasser 10 x pro Stunde umgewälzt werden muß, so es nicht durch Wellenmaschinen in Bewegung gehalten wird. Wenn man aber ein 300.000 Liter Becken hat, steht man vor folgendem Dilemma: Die größten, im Aquarienbau verwendeten Rohrleitungen messen 20cm Durchmesser. Hat man drei Pumpen installiert, bleiben für jede Leitung noch 100 000 Liter pro Stunde x 10, was bedeutet:
In jeder Sekunde müßten durch dieses Rohr knapp 300 Liter Wasser gedrückt werden!!! Natürlich geht so etwas, aber mit welchem Aufwand an Investition und Energie? Und was hat der Besucher davon??? Dabei reden wir bisher nur von einem einzigen Becken...
Die Schlußfolgerung ist klar: bei einer solchen Aquariengröße gehören die wasserbewegenden Teile in oder direkt an das Becken. Ein Beispiel dafür war das bekannte Oloid, welches allerdings wegen mangelnder Qualität im Meerwasserbereich nicht dauerhaft einsatzfähig ist. Im Grunde sind aber Wellenbewegungen ideal, da man diese mit geringem Energieaufwand erzeugen kann. Allerdings stellen sie auch hohe statische Anforderungen, die bei silikonverklebten Aquarien nicht immer gegeben sind.
Ich habe im Laufe der letzten zehn Jahre verschiedene Strömungserzeuger ausprobiert, die sehr effektiv arbeiten. Als non plus ultra haben sich aber Propellerpumpen herausgestellt, da sie verglichen mit der bewegten Wassermenge die kleinste Baugröße haben. Wellenmaschinen, Schaufelräder oder Inlinepumpen arbeiten zwar sehr effektiv und besonders energiesparend, benötigen aber auch sehr viel Platz, da sie mit geringen oder langsamen Bewegungen große Volumina transportieren. Der Vorteil solcher Anlagen liegt allerdings in der sehr planktonschonenden Arbeitsweise. Hier liegt auch der Nachteil der Tunze Wavebox, die ansonsten aber ein sehr effizientes Gerät ist.
Meine erste Propellerpumpe habe ich im Alter von 14 Jahren gebaut, da es in der DDR keine meerwassertauglichen Pumpen gab. Bernd Friedrich (Aquabee) war damals auch noch nicht so weit... Es sollte aber noch 20 Jahre dauern, bis mir eine Konstruktion gelang, die klein und tauchbar ist. Sehr geholfen hat mir dabei Klaus Jansen von Royal Exklusiv in Köln. Die ersten Tauchpumpen waren von der Leistung vergleichsweise bescheiden und 2002 kam dann die erste Tunze stream an die Öffentlichkeit. Da es mir nicht liegt, andere Produkte nachzubauen oder zu kopieren und wir auch keine Pumpenproduzenten für den Massenmarkt werden wollen, haben wir unser Engagement auf Pumpen jenseits der 20 000 Liter Leistungsgrenze konzentriert. Es gibt mit den Red Dragon und Tunze stream Modellen genügend gute Pumpen für den unteren Bereich.
Klaus Jansen lieferte dann im Jahr 2000 den ersten tauchbaren Motor, den er speziell für mich baute und der eine Leistungsaufnahme bis 150W gestattete. Damit waren ganz andere Antriebskonzepte möglich. In großen Behältern sind ganz andere Größenordnungen entscheidend als die bloße Literzahl pro Stunde. Aufgrund der größeren Ausmaße, ist es sehr entscheidend, welchen Schub eine Pumpe dem geförderten Volumenstrom mitgibt. Wer ein großes Becken mit den Tunze stream Pumpen beströmen will, weiß, was gemeint ist. In kleineren Aquarien spielt dies aber so gut wie keine Rolle.
Ich begann sofort, den Antrieb mit meiner Propellerkonstruktion zu verbinden, kein leichtes Unterfangen. Mir war schon klar, das 150W abgegebene Leistung eine Menge anrichten konnten. Alles mußte also einigermaßen stabil sein. Nachdem ich dann eine ganze Nacht an meiner Drehbank verbracht hatte, war es endlich so weit: Ich konnte die Pumpe in´s Wasser tauchen. Was dann folgte, verschlug allerdings mir und meinen Mitarbeitern glatt die Sprache: In dem 3,2m langen und immerhin 1,5m breitenVersuchsbecken stieg der Wasserspiegel am anderen Ende um glatt 2cm!!! Welch ein Potential!
Die folgende Zeit wurde darauf verwandt die Pumpe strömungstechnisch noch zu optimieren und das verwendete Material zu verbessern. Da der Wasserstrahl axial abgegeben wird, wirkt auf das hintere Lager natürlich die selbe Kraft, mit der das Wasser nach vorn abströmt und das sind bei dem gezeigten Modell immerhin 45 Tonnen pro Stunde. Da eine solche Pumpe kein Massenprodukt ist, dauern die Erprobungen entsprechend lange. Zum Glück haben wir im Meeresmuseum Stralsund einen guten Partner, so daß wir sehr anwendungsspezifische Ergebnisse bekommen.
Jetzt aber zu der alles entscheidenden Frage: Warum gibt es diese Pumpen nicht zu kaufen?
Wie eingangs erwähnt, war der Motor eine Spezialanfertigung von Royal Exclusiv. Zum Zeitpunkt seiner Erprobung konnte niemand sagen, ob der Motor überhaupt dauerhaft lieferbar ist. Wer Klaus Jansen kennt, weiß um seine hohen Qualitätsansprüche. Diese sind aber bei einer Pumpe solchen Leistungsvermögens unbedingt gefragt! Wer kennt sie nicht, die schönen Brummgeräusche, quer durch alle Wände, wenn eine Pumpe nicht exakt rund läuft... Nicht auszudenken, wie sich das hier auswirken würde!
Wir waren uns deshalb auch sehr früh darüber einig, einen eigenen Motor zu entwickeln, der unser beider Qualitätsansprüchen genügt. Und mehr noch: eine solche Pumpe sollte auf jeden Fall regelbar sein, was mit bisherigen Motoren nicht zufriedenstellend gegeben ist. Soviel sei also schon mal verraten: Schon zur Interzoo werden die Pumpen in unterschiedlichen Ausführungen zu sehen sein. Von Korallenwelt wird es eine Version als Propellerpumpe geben, die stufenlos über die Drehzahl von 0 - 100% geregelt werden kann mit einer maximalen Leistung von 600 Watt. Wie der Aquarianer sie dann einsetzt: als planktonschonende Pumpe mit geringer Drehzahl, als Wellensimulator oder einfach nur als maximale Volumenstrompumpe kann je nach Bedarf entschieden werden.
Anbei noch eine Aufnahme des Energiezählers.... Beeindruckend nicht wahr?
Nach einer Weile sind die Pumpen eingelaufen und verbrauchen ca. 140 W, der Motor läuft turnusmäßig mit 150 W, kann kurzzeitig 180 W vertragen. Man könnte also noch einen etwas größeren Propeller draufsetzen....
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