Vorwort:
In den letzten Jahren wird die Anemonenhaltung wieder etwas populärer, nachdem der um sich greifende „Steinkorallenwahn“ nicht mehr nur das Maß aller Dinge war und ist. Ich möchte deshalb über meine Erfahrungen bei der Haltung verschiedener Wirtsanemonen berichten und hoffe, damit dem geneigten Halter ein paar Ratschläge und ein wenig Hilfe geben zu können.
 
Anemonen sind tatsächlich noch vergleichsweise unerforscht, weshalb wir immer noch vor manchem Rätsel stehen. 

Als Beispiel möchte ich das mögliche Alter von Anemonen nennen, das in der Fachliteratur mit „bis zu 200 Jahren“ angegeben wird. Aber auch diese Altergrenze ist nicht wirklich nachgewiesen und kommt eher einer Vermutung gleich. 

Von den etwa 1000 Anemonenarten der Weltmeere sind nur ganze 10 wirklich anerkannte Wirtsanemonen. In ihnen leben die 28 verschiedenen Anemonenfischarten. Zu diesen, als obligat zu bezeichnenden Symbionten, gesellen sich noch geschätzte 50 fakultative Symbionten, sprich Fische, die sich mehr oder weniger nur in der Nähe einer Anemone aufhalten, aber einen wirkliche Berührung der Tentakel meist vermeiden. 
 

Es handelt sich in aller Regel um ein Verhalten bei Brutfischen, das sich bei adulten Tieren gewöhnlich schnell verliert. 
Dieser Vortrag beschäftigt sich hauptsächlich mit der, für unsere Aquarien besonders interessanten, Gruppe der Wirtsanemonen.

Die Gliederung der einzelnen Themenbereiche

* Die zehn anerkannten,  „echten“ Wirtsanemonen
* Anemonen: Männchen, Weibchen, oder Zwitter?
* Die verschiedenen Formen der Vermehrung
* Der Anemonenfisch, der „natürliche Feind“ der Anemone
* Gefärbte Anemonen im Handel
* Meine Anemone ist krank, was tun?
* Das optimale Licht für unsere Pfleglinge
* Die Fütterung: was, wie und wie oft?
* Anemonen als Besatz im Steinkorallenbecken
* Klebkraft ist nicht gleich Nesselkraft
* Anemonen: Eine Gefahr für meine Fische?
* Die „künstliche“ Vermehrung einer Entacmaea quadricolor


1000 Arten- 10 Wirtsanemonen

Heteractis crispa                    -            „Leder-Anemone“
Heteractis magnifica              -           „Pracht-Anemone“
Heteractis aurora                   -         „Glasperlen-Anemone“
Heteractis malu                      -           „Hawaii-Anemone“
Stichodactyla haddoni           -          „Teppich-Anemone“
Stichodactyla gigantea          -           „Riesenanemone“
Stichodactyla mertensii         -        „Mertens-Anemone“
Cryptodendrum adhaesivum  -     „Noppenrand-Anemone“
Macrodactyla doreensis         -    „Korkenzieher-Anemone“
Entacmaea quadricolor          -         „Blasen-Anemone“
 

10 Anemonen für 28 Anemonenfischarten
 
Hier wären die Heteractisarten aurora, crispa, magnifica und malu zu nennen. Von diesen sind vor allem Heteractis crispa und Heteractis magnifica regelmäßig im Handel anzutreffen. Heteractis malu ist etwas seltener im Handel als angenommen, denn sie wird oft mit Heteractis crispa verwechselt, da diese eine sehr unterschiedliche Tentakelform aufweisen kann. Deshalb kommt es oft zu einer Falschbestimmung beider Unterarten. Ein relativ sicheres Erkennungsmerkmal einer Heteractis malu besteht in der sehr unterschiedlichen Länge der Tentakel und das diese oft etwas weniger dicht auf der Mundscheibe angesiedelt sind, im Vergleich zu Heteractis crispa. Sehr wahrscheinlich neigen beide Arten zusätzlich dazu, Hybriden zu entwickeln. Zu augenscheinlich vermischen sich mitunter die einzelnen Merkmale, der beiden weitgehend im selben Habitat vorkommenden Unterarten. ( Crispa allein auch im Roten Meer)

Zu empfehlen für das Aquarium ist von den genannten Arten zum Beispiel Heteractis crispa, welche zwar in der Eingewöhnungsphase relativ hohe Verluste zu verzeichnen hat, aber einmal eingelebt ein ausdauernder Pflegling ist. Leider wandern sie gerade während der Eingewöhnungsphase relativ häufig. 
 
 
 

Heteractis magnifica ist mitunter sogar ein extremer Wandergeselle und die Eigenart sich häufig an Aquarienscheiben aufzuhalten, macht sie nicht unbedingt zu einem leichten Pflegling. Auf jeden Fall ist es angebracht, dass der Halter über einen gewissen Erfahrungsschatz verfügt.

 


Das Aquarium von Frank Mohr, Würzburg beherbergt viele Anemonen !
Mit eher untypisch vielen Tentakeln, nur die extrem unterschiedlichen Längen verraten die malu.

Die zweite Gruppe umfasst die Gruppe der so genannten Teppichanemonen. Als da wären: Stichodactyla gigantea, haddoni und mertensii. Wobei Stichodactyla haddoni sehr häufig käuflich erworben werden kann.

Stychodactyla gigantea und mertensii sind weniger häufig im Handel und zudem schwieriger zu halten, weil schon etwas empfindlicher und anspruchsvoller. Eine Verletzung im Fußbereich führt zum Beispiel bei ihnen meist zu einer tödlichen Gewebeinfektion. 

Eine weitere Wirtsanemone ist Macrodactyla doreensis, welche relativ oft angeboten wird. Diese Art ist durch ihre „Korkenziehertentakeln“ kaum zu verwechseln, ganz sicher erkennt man sie aber an ihrem fast immer rötlichen Fuß.
 

Ich halte diese Anemone für schwierig, denn obwohl sie in einigen Becken absolut standorttreu ist, kann man das Gegenteil eher als normal bezeichnen. Auch mich hat diese Anemone schon einige Nerven gekostet. Ein wichtiger Grund also, sie besser in einem Artbecken zu halten, ohne zusätzlichen Korallenbesatz. 
 
 
 

Aufgeführt sei auch die weniger im Handel vorzufindende Cryptodendrum adhaesivum und natürlich die beliebteste Wirtsanemone in unseren Aquarien, die Entacmaea quadricolor. Letztere zeichnet sich durch eine sehr schöne Farbform, der so genannten Kuperanemone aus, obwohl diese Art auch regelmäßig in grünen und braunen Farbtönen im Handel zu bekommen ist. Da sie nicht zu stark nesselt, wenig sensibel ist, mit ein wenig Glück nicht ständig wandert und sich häufig durch eine ungeschlechtliche Teilung vermehrt, ist sie eine gute und oft auch erste Wahl für ein heimisches Aquarium.

Anemonen: Eine Gefahr für meine Fische?

Der Stichodactyla haddoni wird nachgesagt, dass sie häufig  für Fischverluste im Aquarium verantwortlich ist. Ich habe nie einen Fisch an diese Anemone verloren. Darum sehe ich die Gründe nicht in einer besonders ausgeprägten fängerischen Effektivität der Anemone, sondern betrachte diese Vorkommnisse als nachvollziehbare Unfälle. Oft trifft es nach meinen Recherchen Neuankömmlinge, deren Instinkte in dieser Stresssituation einfach versagen können. Des Weiteren fallen kranke, oder konditionell geschwächte Fische, dieser Anemone nicht selten zum Opfer.

Auffällig oft „verschwinden“ Fische während der Dunkelphase im Schlund einer Anemone. Daher sollte man bei einer gemeinsamen Haltung von Anemonen und (Nichtanemonen)-Fischen immer für ein kleines Nachtlicht sorgen. Das beugt dem Erschrecken der Tiere vor, der Hauptursache dafür, dass die Fische manchmal in der Nacht in eine Anemone schwimmen.
 
 

Anemonen: Männchen, Weibchen, oder Zwitter?

Ein  Phänomen ist die Tatsache, dass es  bei den Anemonen Männchen, Weibchen und Zwitter gibt.  Diese drei Möglichkeiten gelten nach den vorliegenden wissenschaftlichen Publikationen als eindeutig gesichert. Meine Beobachtungen und ein reger Erfahrungsaustausch, über das Verhalten im Aquarium, belegen, dass die Tiere entweder nur Sperma, oder nur Eizellen ins Wasser abgeben. Unter welchen Bedingungen Anemonen zweigeschlechtlich werden, ist für mich noch nicht ganz nachvollziehbar.
Läge es nur am mangelnden „Partner“, sollten sich ja schließlich auch  im Aquarium regelmäßig Zwitter entwickeln.

Die verschiedenen Formen der Vermehrung

Anemonen können sich geschlechtlich und ungeschlechtlich vermehren. Die geschlechtliche Vermehrung erfolgt durch die Abgabe von Sperma und Eizellen ins Freiwasser. Manchmal wird eben diese Form der Vermehrung einem Aquarium zugesprochen, nach meinen Überlegungen zu Unrecht. Und das aus folgendem Grund: Anemonen sind in der Lage, entgegen ihrer eigentlich üblichen Vorgehensweise, kleine Anemonen sozusagen in ihrem Inneren „auszubrüten“ und nach einer gewissen Entwicklungszeit ins Wasser zu entlassen. Tauchen nun diese „Babys“ im Aquarium auf und befinden sich zudem mehrere Anemonen im Becken, ist der Irrtum perfekt. Für meine Begriffe kommen diese Tiere also schon, nennen wir es „schwanger“, in unser Aquarium.
Häufig kommt es dagegen zu einer Teilung, bzw. Abschnürung bei einer Anemone, die zu einer ungeschlechtlichen Vermehrung führt. Dieses Verhalten zeichnet ganz besonders  Entacmaea quadricolor aus. Hier scheint es so, dass es sich dabei jeweils um die so genannte „Flachwasserform“(?)  handelt.
Auf jeden Fall aber ganz offensichtlich um eine Unterart.
Die um einiges größer werdende „Tiefenform“(?) teilt sich unter Umständen niemals, auch nicht im Aquarium. Es ist möglich und nachgewiesen, dass  ein solch großes Tier durch einen Pumpenansaug fast in mehrere Teile gerissen wird und trotzdem wachsen die  Teilstücke, die im Einzelfall nur noch stellenweise verbunden sein können, wieder zu einem einzigen Tier zusammen. Ein bei der so genannten „Flachwasserform“ nicht denkbares Verhalten, weil es da ganz sicher zu einer Teilung in mehrere Tiere kommen würde.
Fest steht, dass sich inzwischen Anemonenarten im Aquarium vermehren, die viele Jahre als im Aquarium nicht zu vermehren galten. So hat sich neben der Entacmaea quadricolor inzwischen zum Beispiel auch Stichodactyla haddoni in einem Aquarium bei Stuttgart und Heteractis magnifica in ein paar wenigen Aquarien durch Teilung vermehrt.
Sicher wird es diesbezüglich immer weitere Erfolge geben, denn auch die oben genannten Vermehrungen im Aquarium schienen lange Zeit undenkbar.
 
 
Der Anemonenfisch, der „natürliche Feind“ der Anemone

Eine schwierige Problematik erkenne ich in der so genannten Symbiose unserer bekannten Wirtsanemonen, die sie mit den verschiedenen Anemonenfischarten eingehen, oder besser gesagt, eingehen müssen. Denn ich bin der Überzeugung, dass die Fische viel mehr den Status von Schmarotzern innehaben, als denen von gleichberechtigten Partnern. Die Anemone bietet den Fischen Schutz, weil sie sonst im Meer kaum mehr als Futtertiere wären, denn gute Schwimmer sind sie nun wirklich nicht. Auch die Brut ist immer in Anemonennähe und somit geschützt. Oftmals kann man im Aquarium beobachten, dass Anemonen ohne Fische viel schneller wachsen, was für meine Begriffe daran liegt, dass ihnen der Stress durch die Fischbewohner erspart bleibt. 

Es wurde und wird behauptet, dass die Anemonenfische die Anemone im Meer vor den Fischen schützen, welche Anemonen fressen können. Aber das sind in aller Regel Fische, die sich von so einem kleinen Anemonenfischlein kaum beeindrucken lassen. Und der eine, oder andere, vertriebene Schmetterlingsfisch fällt da nach meiner, sicher etwas persönlichen Meinung, nicht entscheidend ins Gewicht. Ein weiterer Punkt ist die oft beschriebene Fütterung der Wirtsanemone durch ihre Untermieter. Im Meer sehe ich dafür überhaupt keinen Grund, denn wer einmal eine Planktonblüte gesehen hat, kann nicht an einen Futtermangel glauben. Im Aquarium könnte das etwas anders sein, denn die Fische sind schon interessiert daran, dass ihr zuhause groß und kräftig wird und lebendes Plankton ist im Aquarium normalerweise eher Mangelware.
Aber auch dort folgen sie natürlich ihren Genen. Viel häufiger kann man nämlich beobachten, dass man seine Anemone gezielt füttern möchte, aber die Fische gierig der Anemone jedes Futter entreißen, wenn die jeweilige Futterart auch den Fischen zusagt.
Nicht selten berichten Aquarianer davon, wie scheinbar liebevoll die Fische ihre Anemone füttern. Es lohnt sich aber nicht selten ein zweiter, genauerer Blick auf das muntere Treiben im Becken. Denn oft genug bringen die Fische das Futter nur (sozusagen) in Sicherheit vor anderen potentiellen Futterjägern und beginnen alsbald damit, ihrer eigenen Anemone das Futter wieder zu stehlen.

Dazu kommt das oft rüpelhafte Umgehen der Fische mit ihrer Anemone, was bis zum Abbeißen von Tentakeln führen kann. Ganz sicher schädigt der Fisch damit die Anemone, denn sie muss natürlich ihre Wunden wieder schließen. Und da ein Anemonenfisch über die Aufnahme seiner Schleimhaut gegen das Nesselgift der Anemone geschützt ist, glaube ich nicht daran, dass dieses Abbeißen dazu dient, den Fisch zusätzlich von innen heraus zu immunisieren. Man kann auch, der zugegeben etwas provokanten Überzeugung sein, dass das mehr aus Langeweile passiert und eventuell schmeckt ihnen ihr Zuhause sogar als „Zwischenmahlzeit“!?

Wie dem auch sei, es gibt in diesen Belangen noch einen erheblichen Forschungsbedarf, zu viele Dinge sind mit „kann“ und „vielleicht“ deklariert.
 
Unter dem berühmten Strich sehe ich eine Anemone in ihrer Entwicklung durch die Untermieter eher behindert, als gefördert. Im Gegensatz dazu wäre ein Anemonenfisch im Meer ziemlich hoffnungslos verloren, ohne eine Wirtsanemone. Auch im Aquarium mag ich sie nur mit Unbehagen ohne eine Anemone betrachten, es fehlt ihnen sichtlich etwas. Ein Faktum ist, dass im Meer ungezählte Anemonen ohne Fische sehr gut leben können und dies auch demonstrieren, aber kein Anemonenfisch könnte längerfristig ohne eine Anemone existieren.

So mag sich jeder seine eigene Meinung bilden, ob es sich hier um eine Symbiose handelt. Ich sage nein, denn die Vorteile liegen extrem einseitig bei den Fischen. Im Grunde hätte die Anemone für mich klar erkennbar und prinzipiell betrachtet nur Nachteile, wenn  da nicht  unter Umständen auch einmal ein Schmetterlingsfisch von den Anemonenfischen vertrieben würde, der eine Anemone durchaus auch als Futter betrachtet. Wobei in Zweifel steht, ob dieses „Vertreiben“ wirklich immer gelingt.

Ich halte Anemonenfische folglich für Schmarotzer, auch wenn es nicht ganz in unser süßes  Bild vom „Kuschelnemo“ passen mag.

Gefärbte Anemonen im Handel

Leider findet man  immer noch regelmäßig Heterctis crispa, als gelb eingefärbte Exemplare im Handel. Ich weiß aber zumindest von zwei Crispas, die natürlich gelb zu einem Händler kamen und nicht gefärbt wurden. Man erkennt sie relativ leicht daran, dass in diesem Falle nur die Tentakel gelblich sind, aber niemals einschließlich der ganze Körper und Fuß. Anders bei den gefärbten Tieren, welche komplett gelb sind.
Ich weiß aber auch, dass die Händler manchmal „ungefragt“ gefärbte Tiere erhalten, also nicht pauschal zu verurteilen sind, sieht man ein betreffendes Tier im Verkaufsbecken. Zumal ein Erwerb an sich nicht unbedingt verworfen werden muss, da sich ein guter Teil der Tiere wieder erholt, weil für diesen Unsinn „nur“ Lebensmittelfarbe verwendet wird.
Ist das Tier nicht zu geschwächt, kann es wieder gesunden, natürlich ohne die gelbe Farbe zu behalten.
 

Meine Anemone ist krank, was tun?

Oftmals sind zum Beispiel cripas im Handel fast reinweiß, weil diese Art sehr schnell einen Lichtschock erleidet und seine Zooxanthellen verliert. Bei guten Bedingungen erholen sie sich mitunter im Aquarium, falls sie nicht schon zu geschwächt sind. Dieser Vorgang der Einlagerung neuer Zooxanthellen kann aber Monate, sogar bis zu einem Jahr, andauern. Geduld ist also durchaus ein guter Ratgeber.
Letztlich brauchen unsere handelsüblichen Anemonen, die selbstredend nicht aus unendlichen Tiefen stammen, unbedingt ihre Zooxanthellen zur Photosynthese. Ihre eingelagerten Algen wandeln Sonnenlicht mit Hilfe von Kohlendioxyd in Zucker um, der kommt zum Teil den Zooxanthellen, zum größeren Teil aber der Anemone selbst zu Gute.
Einer kranken Anemone sollte man alle zwei Tage ein paar Artemien reichen, wobei eine Vitaminisierung bei meinen Tieren schon gute Dienste geleistet hat. Das Futter bitte immer nur in die äußeren Bereiche der Mundscheibe geben, denn verweigert das Tier die Annahme, oder ist es für den Verdauungsvorgang zu sehr geschwächt, wäre das in der Anemone faulende Futter nun ganz sicher ihr schnelles Ende.

Die häufigste Todesursache für Anemonen wird schon beim Kauf  mit erworben. Die Wildfänge erleiden häufig Verletzungen am Fuß und dort kommt es dann, bei unserer vergleichsweise zum Meer hohen Keimdichte im Aquarium, zu bakteriell bedingten Fäulnisprozessen, an denen die Anemonen meist verenden. Deshalb sollte man beim Kauf auf einen gesunden Fuß achten, eine Verletzung an der Tentakelkrone ist ungleich weniger dramatisch und heilt im Normalfall sehr schnell aus. Natürlich sind auch bei Anemonen gute Wasserwerte sehr hilfreich. Wer einmal bewusst beobachtet hat, wie sich viele Anemonen nach einem Wasserwechsel verhalten, der weiß, wovon ich spreche. Der Vergleich mit einer aufgehenden Wüstenblume im Regen, ist mehr als legitim. 

Das optimale Licht für unsere Pfleglinge

Etwas zum Thema Licht: Ich halte meine Tiere grundsätzlich unter HQI, wobei sich Brenner von 150 bis 250 W als optimal erwiesen haben. Das „viel hilft viel“ scheint mir hier wieder einmal der falsche Weg, weil meine Tiere zum Beispiel unter 400 W etwas schlechter standen und etwas langsamer gewachsen sind. Vergessen wir bitte auch  nicht, dass manche der Anemonen, die Zooxanthellen beherbergen, auch noch in 50 Meter Wassertiefe vorkommen. Somit im spezifischen Fall nicht unbedingt das pralle Sonnenlicht gewöhnt sein müssen.
Unter T5 ist natürlich auch eine Anemonenhaltung möglich. Eine Entacmaea quadricolor lässt sich sogar unter T8 halten, aber ich halte das nicht für den idealen Fall.
 

Die Fütterung: was, wie und wie oft?
Unsere Wirtsanemonen müssen nicht zwingend gefüttert werden, weil sie sich durch die genutzte Lichtenergie theoretisch ausreichend selbst versorgen können. Ich füttere sie allerdings jeden Tag, zusammen mit der ersten Fischfütterung, weil die Anemonen so eindeutig schneller wachsen, sowie kräftiger und robuster wirken. 
 
 

Da ich nun so oft füttere, verwende ich nur Artemia, oder Mysis, in jeweils kleinen Mengen. In füttere in etwa eine Menge von 2ml Artemiabrei pro Tag und Anemone. Bis vor einem Jahr reichte ich den Tieren noch zentimetergroße Stückchen vom Stint, aber das nur einmal bis zweimal pro Woche. Eine kranke Anemone sollte auf jeden Fall höchstens mit feinem Futter versorgt werden, weil beispielsweise ein Stück Muschelfleisch oft nicht verdaut werden kann, was unter Umständen die schon beschriebenen tödlichen Folgen hat.
Ich füttere meine Anemonen grundsätzlich nur im ersten zeitlichen Drittel der Beleuchtungsphase, weil somit die nötige Energie aus der Fotosynthese verfügbar ist, die die Anemone im Verdauungsprozess verwerten kann.

Klebkraft ist nicht gleich Nesselkraft
Es besteht der verbreitete  Irrglaube, dass eine sehr stark klebende Anemone ein  hohes giftiges Nesselpotenzial besitzt. Tatsächlich aber fangen manche Anemonen ihre Beute mehr über eine enorme Klebkraft, die nichts über das Nesselgift aussagt, dass zur Wirkung kommt. 
 
 
 

So reagieren zum Beispiel viele Menschen mit einer starken Rötung und Pustelbildung auf die kaum klebende Entacmaea quadricolor, während eine Stichodactyla gigantea extrem klebt, aber etwa bei mir keinerlei „Verbrennungen“ verursacht. Es gibt also, wenn man so möchte, diese zwei verschiedenen Strategien, um ein Beutetier zu fangen, aber natürlich vermischen sie sich auch bei den verschiedenen Anemonenarten.

Anemonen als Besatz im Steinkorallenbecken
 
Gelingt es zum Beispiel, eine Heteractis magnifica auf einen solitären Stein anzusiedeln, kann es ein prachtvolles Tier werden, wie ihr Beiname „Prachtanemone“ schon verspricht. Mittige Steinaufbauten im Aquarium sind häufig eine gute Möglichkeit, die magnifica von den Scheiben fern zu halten. Außerdem lassen sich mit ein wenig Fingerspitzengefühl Entacmaea quadricolor, Stichodactyla haddoni, mertensii und gigantea mit Steinkorallen vergesellschaften. Ergänzen kann man diese Aufzählung durch die Heteractisarten crispa, aurora und malu . So hat man durchaus eine Fülle von Möglichkeiten. Allerdings kann auch jede dieser  Anemonen einen sehr ausgeprägten, individuellen Wandertrieb haben bzw. entwickeln, so dass das Risiko immer und in jedem Becken vorhanden bleibt. Spätestens, wenn man sich zu sicher ist, geschieht es dann leider doch einmal. Darum ist es sicher ratsam, nur eine Anemone in einem Korallenbecken zu halten, außer man hat definitiv sehr, sehr viel Zeit zur Kontrolle und Beobachtung und riskiert auch einmal den Verlust einer Koralle. 

Ein Märchen ist hingegen die oft behauptete Nesselgiftabgabe ins Aquarium. Diese Stoffe sind viel zu wertvoll und viel zu aufwendig von der Anemone zu produzieren, als dass sie diese einfach ins Freiwasser entlassen würde. Eine Anemone lebt schlussendlich im Meer und da ergäbe dieses Verhalten nun erst Recht keinen Sinn. Der Irrtum ist sicher auch entstanden, weil manche Korallen Hemmstoffe entwickeln können, um ihren Lebensraum zu sichern. Das hätte eine Anemone schon deshalb „nicht nötig“, weil sie sich erstens wehrhaft verteidigen kann und zweitens wandern würde, falls es ihr nicht mehr an ihrem Platz zusagen sollte.

Die „künstliche“ Vermehrung einer Entacmaea quadricolor
 
Die Regenerationskraft von Entacmaea quadricolor mache ich mir seit paar Jahren zunutze und teile diese Anemone seither regelmäßig mit einem Messer. Inzwischen habe ich etwa 70 Tiere auf diese Art „produziert“ und an Freunde und Bekannte vergeben. Es entstehen übrigens völlig gesunde Tiere, die sich in den verschiedenen Becken prächtig entwickeln und sich regelmäßig durch Teilungen wieder vermehren. Verloren habe ich bisher nur zwei Tiere, offensichtlich durch eine Gewebeinfektion. Das scheint mir ein zu vernachlässigender Faktor, in Anbetracht der Gesamtmenge.
Wohin mit dem Nachwuchs? Viele Anemonen lieben Löcher im Gestein, in denen sie ihren Fuß verankern. Eine Entacmaea quadricolor  in den meisten Fällen aber ganz gewiss. Die oft beschriebene Blumentopfmethode hat sich bei mir weniger bewährt, mal ganz abgesehen vom optischen Eindruck, der mich natürlich in keiner Weise zufrieden stellen konnte. Man kann im Handel Steine mit Löchern erwerben, die aber dann meist ein durchgehendes Loch haben. Darum verschließe ich solche Steine mit einem Zementboden, um dem Anemonenfuß eine abgeschlossene Höhle bieten zu können.  Darin fühlen sich  meine Tiere seit  Jahren sehr wohl, ohne häufiger zu wandern, als unter völlig natürlichen, „ursteinigen Gegebenheiten“. 

Ein Wort zum Schluss

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass Wirtsanemonen zu den interessantesten Tieren in einem Aquarium gehören. Gerade ihr oft unberechenbares Verhalten macht sie zu spannenden, wenn auch nicht sorgenfreien, Pfleglingen. Wem es aber gelingt, mit ein wenig Mühe Anemonen erfolgreich zu halten, den belohnen diese Tiere mit ihrer außergewöhnlichen Schönheit………
 

Ich bedanke mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit
und wünsche Ihnen einen schönen Messetag und ein erholsames Wochenende……

         Torsten Spier