Meeresaquaristik von Anfang an...
ein Leitfaden für Ein - und Umsteiger
Filtersysteme:
Das Berliner System mit seinen heutigen Erweiterungen:
Dieser Artikel soll dem Ein - und Umsteiger helfen sich schon im Vorfeld zu informieren welche verschiedenen Systeme es gibt und wie sie sich unterscheiden. Die meisten Systeme werden heute nicht mehr so betrieben wie es der Erfinder einmal vorgesehen hatte. Aber interessant ist es allemal zu wissen um was genau es bei den jeweiligen Systemen geht. Da waren ein paar Aquarianer aus Berlin:
Erfunden wurde das Berliner System, wie der Name schon vermuten lässt, von einigen engagierten Berliner Aquarianern. Zusätzlich sollte man die Namen Dietrich Stüber und Peter Wilkens besonders erwähnen da sie zu den bekannten Personen in der Aquaristik gehören, und sie die Berliner Methode bekannt gemacht haben. Dietrich Stüber ist vermutlich der erste Steinkorallenhalter gewesen der ein Tier aus der Gattung Acropora halten und sogar vermehren konnte, zumindest wird dieses vielerorts so behauptet. Das Berliner System findet heute auf der ganzen Welt Anwendung und ist das mit verbreitetste System in der Meeresaquaristik. Allerdings wird es in unzähligen Variationen und Abwandlungen angewandt.
Was ist nun genau unter dem Berliner System gemeint?
Das Berliner System bestand in der Regel aus folgenden Komponenten:
Lebende Steine, Eiweissabschäumer, HQI, Spurenelemente, Aktivkohle, Kalkwasser/Kalkreaktor/Ballingmehtode
Lebende Steine:
Die Einrichtung eines Berliner Systems ist, was das Gestein betrifft, eigentlich klar vorgeschrieben. Man verwendet nur lebendes Gestein. Der Vorteil des lebenden Gesteines ist das dieses sehr porös ist. Deshalb findet auch im inneren eines lebenden Steines die für den Nitratabbau wichtige Denitrifikation statt.Je mehr Gestein desto besser, weil mehr Mikroorganismen im gesamten Becken. Geschlossene Steine, ebenso wie nachgebaute Riffsäulen erreichen meist nicht die selbe Wirkung wie echte Lebende Steine. Vereinfacht gesagt könnte man sagen das der gesamte Schadstoffabbau von Nitrat dann über das lebende Gestein erreicht wird.
Aber Achtung vor Gestein das zwar porös ist, aber schon lange in einer Anlage liegt. Dieses ist oft nicht mehr von guter Qualität, man könnte auch sagen das oft von leben keine Spur mehr zu finden ist. Am besten Sie erwerben frische Riffgestein am Tag des Imports. Fragen Sie Ihren Händler. Achten Sie wie schon im Laufe des Artikels beschrieben auf gute Quailtät, Gestein sollte nicht stinken!
Eiweissabschäumer:
Durch den Einsatz von möglichst vielen Lebendem Gestein kann auf weitere Filterung verzichtet werden. Ja es hat sich sogar als absolut unzureichend und Problematisch erwiesen in einem Korallenriffbecken (nicht Fischbecken oder Fischanlagen, hier machen diese Art Filter durchaus Sinn) noch einen Rieselfilter im Einsatz zu haben. Den der macht genau das was wir eigentlich nicht wollen. Er produziert in seiner Endstufe Nitrat.Nicht unerwähnt bleiben soll auch der Zusatz das es künstliches Riffgestein und Reliefdeko gibt, die ebenfalls oft als Mischung zum Einsatz kommt.
Im Berliner System sollte ein leistungsstarker Abschäumer zum Einsatz kommen Unter der Rubrik Eiweissabschäumer finden Sie wissenwertes zu den erhältlichen Modellarten. Im Berliner System fanden früher vor allem die sog. Gegenstromabschäumer Anwendung. Hierbei handelt es sich um Abschäumer die über starke Luftpumpen und Lindenholzausströmern betrieben werden und wurden. In den letzten Jahren finden aber hier auch immer mehr Abschäumer Anwendung die über eine Venturidüse (Luftansaugung) oder Nadelrad und eine starke Pumpe verfügen. Diese sind von der Bauart viel kleiner aber weit leistungsfähiger als die alten damals verwendeten Standabschäumer. Je mehr ein Abschäumer leistet desto mehr entzieht man dem Becken belastende Eiweisstoffe die später über Zwischenstufen zu Nitrit und Nitrat umgewandelt werden.
Rechts im Bild:
ein moderner und zugleich leistungsstarker AbschäumerWie in anderen System auch, wird der Gelbstoffeintrag im Berliner System über Aktivkohle oder Ozon entfernt. Hierbei würden wir empfehlen das eine gute Aktivkohle Anwendung findet, und diese nicht länger als einige Tage im Wasser verbleiben sollte. Zur Anwendung von Ozon im Aquarium gehen wir in einem separaten Artikeln nochmals ein.
Beleuchtung:
Im Berliner System fand früher nur eine ausschliessliche HQI Beleuchtung statt, ersatzweise natürlich dann nachfolgend auch Röhrenbeleuchtung. Heute kommt meist die T5 Röhrenbeleuchtung sowie die bekannte HQI Beleuchtung zum Einsatz teils auch gemischt. Heute verwenden die meisten Aquarianer mehr Licht als früher, trotz immer weiter steigender Strompreise.
Kalkwasser/Kalkreaktor und Ballingmehtode:
Im Berliner System wurde lange Zeit das gute "alte" Kalkwasser, unseres Wissens eine Erfindung von Peter Wilkens, zangewandt. Hierzu wird über Calziumhydroxid und bevorzugt Osmosewasser eine Kalkwasserlösung hergestellt. Diese wird dann in den frühen Morgenstunden, noch vor dem einschalten der Beleuchtung tropfenweise dem Aquarium zugegeben. Tropfenweise deshalb weil diese Lösung stark alkalisch ist und bei zu schneller Zugabe zu starken Problemen bei den Bewohnern führen könnte.
Durch die Zugabe von Kalkwasser werden Calziumionen zugeführt, was ganz wichtig ist für den Aufbau des Kalkskelettes der Wirbellosen. Ähnlich arbeitet ein Kalkreaktor, die Funktionsweise wurde in einem vorherigen Artikel beschrieben.
Heute verwenden viele aber anstatt des Kalkwassers einen Kalkreaktor oder die Ballingmehtode.
Links im Bild ein moderner Kalkreaktor
Hierzu finden Sie im laufenden Artikel einen Link zur Erklärungsweise des Kalkreaktors, aber auch einen Link zum Original Bericht "Ballingmethode" des Erfinders, Hans-Werner Balling.
Oft wird bei der Ballingmethode automatisch dosiert, oder per Hand je nach Zeit und Aufwand und Geldbeutel:
rechs im Bild: eine Dosieranlage für Flüssigkeiten.
Kalkwasser hat aber einen entscheidenden und nicht unwichtigen Nachteil !
Durch die Kalkwasserzugabe wird das im Wasser gelöste Phosphat ausgefällt. Es fällt zu Boden und lagert sich mit der Zeit in der Dekoration und im Bodengrund ein. Unter bestimmen Umständen könnte das eingelagerte Phosphat von Algen aufgespalten werden, es würde zu unerwünschtem Algenwachstum kommen. Allerdings gibt es heute mit ausreichend verschiedenen Phosphatadsorbern genug Mittel und Wege diese Phosphatansammlung schon im Vorfeld zu verhindern. Meist gibt es auch nur in Becken Probleme die Jahrelang nur Kalkwasser gefahren haben und dann auf Kalkreaktor umgestiegen sind. Die Co2 Zugabe scheint mit verantwortlich zu sein im Bezug auf Algenwachstum. (Düngung) Genau aus den genannten Gründen ist die Kalkwassermethode heute nicht mehr unbedingt Stand der Dinge. Es gibt trotz alledem nicht wenige die sie immer noch verwenden teils auch beide Methoden gleichzeitig.
Es gibt noch den Weg der käuflichen Produkte um Magnesium und Calzium zu erhöhren....... Dies ist an sich okay, aber nur für kleine System die einen geringen Verbrauch haben. Hat man ein grösseres Aquarium wird es schnell unbezahlbar.
Bodengrund:
Gehört ebenfalls mit zum Berliner System. In den meisten sog. Berliner Systemen fand man einen ca. 1 - 5 cm hohen Bodengrund der mit Korallenbruch oder Korallensand verwirklicht wird. Heute kommen vielfach feinere Sorten zum Einsatz wie zum Beispiel feiner Sand, oder auch gar kein Bodengrund.
Spurenelementeversorgung und Wasserwechsel:
Auch im Berliner System werden die verbrauchten Spurenelemente nachdosiert.
Klar, mit dem Wachstum der Algen und Korallen hat man nicht wenig Verbraucher. Zudem holt auch der Eweissabschäumer vieles von den zugegebenen Elementen wieder aus dem System heraus.
Wichtig ist auch im Berliner System das man ein Auge dafür entwickelt, um es besser auszudrücken ein salziges Händchen. Denn messen lassen sich zum Beispiel eben nur die Hauptfaktoren wie Calzium, Magnesium oder Strontium.
Hierfür ist aber ein Wasserwechsel sehr gut geeignet, um Stoffe die sich zuviel anlagern oder Stoffe die in nur geringem Mengen vorhanden sind, wieder auszugleichen. Ein Wasserwechsel gehört deshalb auch zum Berliner System. Mit ca. 5 % die Woche oder 15% - 20% im Monat ist man, je nach Verbrauchern und Wasserwerten, auf der sicheren Seite.
Wodka, Bakterien zu Zeovit
In der nachfolgenden Zeit werden Sie diese Begriffe Zeovit, Wodka und Bakterien zu hören bekommen. Früher oder später ist es irgendwann soweit das Sie damit konfrontiert werden. Sollten Sie sich für eines der Systeme entscheiden, können wir Ihnen nur dringend raten sich gänzlich mit der Thematik der jeweiligen Methode auseinander zu setzen.
Denn selten gab es bei Aquarianern so unterschiedliche Meinungen zu diesen scheinbar unterschiedlichen Systemen die aber gar nicht so unterschiedlich sind wie man es im ersten Moment vermuten würde.
Da die gesamte Thematik den gesteckten Rahmen hier eindeutig sprengen würde verzichten wir auf die Erweiterungen die aber alle das Berlinger System als Ausgangspunkt benutzen. (Steine, Deko und Abschäumung) Wichtig ist bei allen drei Systemen das man einen leistungsfähigen Abschäumer im System hat. Vor allem das Zeovitsystem steht im besondern für farbige Steinkorallen. Zu Wodka und Zeovit finden sie auf der Seite archiv.korallenriff.de im Bereich Berichte Allgemein einige Artikel die diese teils noch recht neuen Themen ausführlicher beleuchten.
Frank Diehl, Robert Baur-Kruppas [c] 2004 by www.matuta.com und archiv.korallenriff.de