Ende Oktober 2003 schrieb uns Peter Pigl, aus Österreich, einige Zeilen über seine langjährige Erfahrung mit dem Einsiedler Clibanarius signatus. An sich war an der E-Mail zuerst einmal nichts auffälliges, da uns natürlich bekannt war das die meisten Einsiedlerkrebse äusserst hilfreich im Kampf gegen Fadenalgenplagen sind. Aber in der E-Mail war ein kleiner Zusatz der meine Aufmerksamkeit erregte. Nach einigen Mails mit Peter Pigl möchten wir nun die Erfahrungen von Peter publizieren.Natürlich mit der Hoffnung dadurch anderen Aquarianern im Bezug auf Algenplagen - und der Verhinderung solcher - weiterhelfen zu können. Denn wie der Titel schon sagt, es geht hier mehr um die Prophylaxe, also darum ein Entstehen von Algenplagen im Vorfeld zu vermeiden!
Ein Bild von Clibanarius sp, der gestreifte Einsiedler
[Michael Mrutzek (c)]Allgemeines über Einsiedlerkrebse:
Die meisten Einsiedlerkrebse sind wertvolle Algenabweider und kommen oft in den Handel. Clibanarius signatus kommt im roten Meer vor, wobei es Berichte gibt wonach auf den Philippinen vorkommende Einsiedler identisch sein sollen. Sie leben am Meer direkt in der Nähe des Strandes. Sie fressen hauptsächlich kurze, grüne Algen und nach dem Bericht von Peter Pigl auch braune Schmieralgen! Es muss sichergestellt sein das den Einsiedlern genug Häuschen zur Verfügung stehen. Denn sie wachsen und brauchen deshalb in regelmässigen Abständen neue Häuschen. Wer schon länger Einsiedler pflegt weiss dies natürlich. Der Carpax von C. signatus wird ca. 1,5 cm gross. Die Aquarienpflege ist äussert einfach, da die Tiere überhaupt nicht empfindlich sind. Übergriffe auf Niedere Tiere sind bisher nicht bekannt, bzw. können dann eher der Tolpatschigkeit der Einsiedler angelastet werden. Die Tiere werden bei guter Pflege mind. 3 Jahre alt. Es gibt allerdings vereinzelt Berichte wonach sie 3 Jahre sogar deutlich überschreiten. Im allgemeinen gelten Einsiedlerkrebse als gute Restevertilger, die in keinem Becken fehlen sollten.
Die Erfahrungen von Peter Pigl
Warum ich diese Tieren ursächlich halte:
Vor ca. 8 Jahren habe ich mein Aquarium einige Meter versetzen müssen. Es wurde absolut ident - gleiches Wasser, Licht, Tiere, etc - eingerichtet. Auch die Situation mit dem Tageslicht hat sich nicht wirklich geändert. Die ziemlich prompte Reaktion waren epidemisch Fadenalgen. Dass ich mit dem Umzug natürlich massiv in den Mikrobiotop eingegriffen habe ist schon klar und ich möchte hier auch nicht weiter auf Wasserwerte, eingegangene Schwämme etc. eingehen, zumal meine wichtigsten Messgeräte (Gorgonie, Orgelkoralle, Xenia) ein sehr gutes Milieu angezeigt haben. Nach monatelangem Algengezupfe habe ich dann einen Sack mit 80 gestreiften Einsiedlern erworben (Becken mit ca. 800l). War ein Tip von meinem Händler - ein alter Hase mit unglaublichem Wissen über die Sache der leider, leider seit einiger Zeit in Pension ist.Abgesehen von der Tatsache, dass in dem Aquarium seither nie wieder Fadenalgen gesichtet wurden halten die Krebse auch sonst Ordnung. Ganze Trupps untersuchen sogar den Ecküberlauf regelmässig auf Restfutter und halten ihn sauber.
Ein Bild von Clibanarius, der gestreifte Einsiedler
[Michael Mrutzek (c)]Zum eigentlichem Thema "BRAUNE PEST"
Warum diese Tiere für mich noch unverzichtbarer geworden sind:Ich habe vor einigen Monaten eine Gorgonie bekommen. Dass diese aus einem Aquarium mit starkem Befall der sog. BRAUNEN PEST stammte habe ich nicht erkannt, der Substratstein war sehr gut gereinigt. Das Verhalten der Einsiedler war aber so extrem, dass ich mich dann näher darum gekümmert habe; es ist um diesen Stein förmlich ein Krieg ausgebrochen. Innerhalb kurzer Zeit hat der ausgesehen, als wenn er mit einer Stahlbürste blitzblank gescheuert worden währe. Ich habe mir dann noch einige Steine mit Schleim besorgt und in einem kleinem Aquarium getestet ob die Einsiedler diesen wirklich fressen. SIE TUN ES und inzwischen versorge ich sie gelegentlich immer wieder damit. Gerne würde ich diesen Test auch mit roten Schleimalgen bzw. Cyanos durchführen. Ich vermute stark, dass auch das nicht verschmäht wird. Leider mangelt es mir momentan aber an einer geeigneten Bezugsquelle. In diesen Jahren gab es in dem Becken allerdings nicht die Spur irgendwelcher "schmierigen, schleimigen Belägen". Das möchte ich allerdings nicht zwingend auf die Krebse zurückführen.
Warum ich so eine Menge dieser Tiere halte:
Augenscheinlich pflegen sie intensive soziale Kontakte. Es gibt immer wieder regelrechte Versammlungen mit Gezwicke und Gezerre. Meine Tochter hat mal gemeint, dass sie sich wie Politiker verhalten :-) Ich habe mal einige Tage in meinem Überlaufbecken (ca. 100l) fünf Stück einquartiert - dort wachsen nämlich sehr wohl jede Menge Algen - und konnte dann ein ausgeprägt phlegmatisches Verhalten beobachten, welches sich schlagartig geändert hat als ich die Anzahl drastisch auf zwanzig Individuen erhöht habe. Unbedingt beachten, wenn man diese Tiere halten will! Um den Bestand zu halten kaufe ich ca. 10 - 20 Stück jährlich nach, eher nach Gefühl da eine Volkszählung ja unmöglich ist.
Und noch ein Clibanarius sp., aus dem Becken von Stefan Ott (c)Gefüttert werden sie bei mir 2 - 3 mal die Woche nächtens, wenn die Fische schlafen, mit 5 - 10 Spirulina-Tabletten oder einem Blatt Norialgen. Störungen der Wirbellosen sind nicht wirklich zu beobachten. Der Turbinaria wird schon mal was entwendet und die Gorgonien als Turngeräte verwendet, aber das ist für diese anscheinend überhaupt kein Problem. Eher schon für kleine Fragmente oder lose Scheibenanemonen, die können sich nur schwer etablieren. Da diese Einsiedler keine grossen Gehäuse herumtragen wird auch nichts umgeworfen. Man muss sich allerdings auch von Algen verabschieden, die man u.U. haben will!
Ein Problem sind sicher grosse Wirtsanemonen, Zylinderrosen u.Ä. Einsiedler können ja recht tolpatschig sein und in sowas schon mal hineinfallen. Und für viele Fische sind sie natürlich auch ein Leckerbissen (Drücker, ..).
Der Preis ( -,60 € bis 2,- Euro pro Stück.) ist im Vergleich zu anderen Methoden ja direkt ein Schnäppchen und auch noch absolut biologisch zumal ich eventuelle Verluste bei so einer Seuche ja mitrechnen muss.
Mit salzigen Grüssen, Peter Pigl
Wir danken Peter ganz besonders für den sehr informativen und wirklich guten Bericht zum Verhalten seiner Einsiedlerkrebse C. signatus. Wir sind sicher, das der Bericht vielen Aquarianern weiterhelfen wird. Auch wenn es vielfach bekannt ist das Einsiedler bei Algenplagen nützliche Helfer sind, ist diese Art der Prophylaxe auch heute noch eher selten. Vielleicht überlegt der Eine oder Andere nach dem Lesen des Berichtes, ob er sich nicht den einen oder anderen C. signatus mit ins Becken setzt :-) Verstehen würden wir das aber schon....
Ebenfalls danken wir natürlich auch Stefan Ott und Michael Mrutzek für das Beisteuern der äusserst gelungenen Einsiedlerfotos.
Wer hat von Ihnen, lieber Leser, schon ähnliche Erfahrungen gemacht ? Wir freuen uns über alle Zuschriften zum Thema Einsiedler gegen Algenplagen.
Anmerkung: Bei der Recherche ist uns ein Fehler unterlaufen. Es muss natürlich heissen: Clibanarius signatus und nicht Calcinus signatus. Wir danken André Luty sehr herzlich für die Korrektur !
Text (c) Copyright by Peter Pigl und archiv.korallenriff.de, 08. November 2003
Fotos (c) by Michael Mrutzek und Stefan Ott