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Verwendung von Chloramphenicol
bei Algenplagen und anderen Problemen
Seit einiger Zeit schon taucht in diversen Foren im Internet immer wieder der Begriff Chloramphenicol auf. Erst vor kurzem publizierte ein sehr engagierter Aquarianer aus Österreich das er seine Steinkorallen mit einer Lösung aus Chloramphenicol bade. Da aber genau solche Aussagen das Interesse der Aquarianer erwecken, möchten wir hier einiges dazu anmerken. Denn es kommen auch immer wieder Anfragen per E Mail wo wir genau nach dem sog. (Wunder) Algenmittel gefragt werden. Auch wir haben seit langen langen Jahren so ein Fläschen mit Chloramphenicol zu Hause im Schrank, aber zum Glück nie Grund gehabt es anzuwenden. Auch wussten wir damals gar nicht wie gefährlich das Mittel überhaupt sein kann. So einfach wie wir zu dem Mittel gekommen sind, so einfach werden es sicherlich auch andere Aquarianer haben.
 


Chloramphenicol:


 

links lesen sie einen Auszug vom Buch 
Allgemeine Pharmakologie und 
Toxikologie W. Forth, D.Henschler, 
W.Rummel.
Chloramphenicol ist ein Breitspektrum-Antibiotikum das zwar, ausgezeichnet antibakterielle und pharmakokinetsiche Eigenschaften hat, aufgrund seiner Hämatotoxicität aber nur noch bei wenigen lebensbedrohlichen Infektionen eingesetzt wird.

Nebenwirkungen: 
Schädigung des Knochenmarks
a) aplastisches Syndrom - nicht dosisabhängig, meist irreversibel
b) Supression der Erythropoese dosisabhängig, reversibel
Gray Syndrom bei Früh - und Neugeborenen (physiologische Enzyminsuffizienz)

Im Vordergrund steht die Schädigung des Knochenmarks, die in zwei Varianten auftreten kann.(siehe Tabelle)
Die schwerste Form stellt die zwar seltene, meist aber irreversible, letale Knochmarksaplasie (Panmyelopathie) dar. Sie ist nicht streng dosisabhängig und tritt oft erst nach Beendigung der Therapie mit einer wochen - oder monatelangen Latenz auf.
Sie führt zur aplastischen Anämie, Granulozytopenie und Thrombozytopenie. Die Häufigkeit wird sehr unterschiedlich eingeschätzt. Sie liegt wahrscheinlich in einer mittleren Größenordnung von 1 : 30.000. Auf die Frequenz scheint die Gesamtdosis die Behandlungsdauer und eine wiederholte Anwendung einfluss zu haben.
Die zweite Form dokumentiert sich in einer dosisabhängigen reversiblen Suppresion der Erythropoese. Sie tritt während einer Chloramphenicol-Therapie häufiger auf.

Fazit: (von Harald Mülder, engagierter Meerwasseraquarianer und Tierarzt):
Heute ist Chloramphenicol in der Anwendung am Nutztier streng verboten. An Heimtieren ist es bei strenger Indikation erlaubt. Dazu muss ein Abgabebeleg sowie ein Anwendungsbeleg geführt werden.
Eine Umwidmung auf andere Tierarten ist nur mit  strenger Indikation und Resistenztest  möglich. Anderweitige beschaffung und Anwendung zum Beispiel bei Fadenalgen ( Siehe Artikel Armin Wagner, in Der Meerwasseraquarianer) ist nach dem Arzneimittelgesetz nicht zulässig.
Wir Meerwasseraquarianer sollten gerade bei der heutigen Diskussion über Chloramphenicol in Lebensmitteln von der Anwendung abstand nehmen um unser Hobby nicht in Verruf zu bringen

Hierbei handelt es sich um ein Antibiotikum das früher, und auch sicherlich auch heute noch, gerne bei Algenplagen (Fadenalgen) eingesetzt wurde. Da dieses Mittel aber mittlerweile immer noch erhältlich, (wenn auch nur auf Rezept) haben wir uns auch auf Anraten von Harald Mülder (Tierarzt) entschlossen hierzu etwas zu publizieren. Eine Warnung sozusagen. Denn wir möchten dringend davon abraten dieses Medikament im Aquarium einzusetzen und noch viel mehr davor warnen dieses mit Chloramphenicol versetzte Wasser dann einfach so zu entsorgen. Durch den Gully zum Beispiel wie es sicherlich viele machen oder aber aus unwissenheit gemacht haben. Falls man es einsetzen sollte, ist man verpflichtet das mit Chloramphenicol belastete Wasser fachgerecht zu entsorgen.

In der Ausgabe 2/2001 April-Juni 2001, erschien dazu auch ein Artikel in der Fachzeitschrift DER MEERWASSERAQUARIANER. Ein Artikel der allen die damit zu tun haben doch ganz schön zu denken gab. Anfangs wenigstens. Ich erinnere mich noch gut an die Empörung unter einigen "alten Hasen" die um die Gefährlichkeit dieses Antibiotikums wissen.

An und für sich halte ich eine positive Veröffentlichung schon für sehr fragwürdig, da man annehmen muss das etliche Aquarianer sofort losziehen und versuchen das Mittel zu bekommen. Aber im Grunde kann man der Redaktion der Zeitschrift keinen Vorwurf machen. Weisen Sie doch explizit auf die Probleme hin, und gaben dazu auch noch Tips wie man Chloramphenicol unschädlich machen kann, so das eine Entsorgung dann keine Gefahr für die Umwelt mehr darstellt. Und das ist meiner Ansicht nach mit das wichtigste an dem ganzen Artikel.

Hier in der Kürze noch der Tip wie man vorgehen sollte, übernommen aus dem Meerwasseraquarianer.

Um Chloramphenicol unschädlich zu machen gibt man auf 20 Liter Aquarienwasser (das Wasser das weggeschüttet werden soll - auf keinen Fall ins Aquarium geben ! ) 50 ml eines Haushaltsbleichmittels. Das Wasser muss dann gründlich durchmischt werden, und sollte dann noch einige Stunden stehen bevor es dann in den Abfluss gekippt wird.

Ich denke es gibt viele Wege um einer Algenplage her zu werden. Was man tun kann, und was der Auslöser sein kann,  können Sie unter der Rubrik Erfahrungsberichte - Plagegeister - Fadenalgen lesen. Mit der notwendigen Geduld und der Optimierung der Wasserparameter wird es sicherlich gelingen. Dann hat man wieder Freude an solch wunderbaren Tieren, die ich heute bei uns im Aquarium aufnehmen konnte :-)


Acropora tenuis, ein Ableger von Harald Mülder :-)


eine unbestimmte Acropora Art die gerade anfängt schön zu wachsen


Acropora echinata Ableger, ebenfalls wunderschön......


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Am 01.Juni 2002, in Zusammenarbeit von Robert Baur, und Harald Mülder