Ein Interview mit Frank Diehl


Frank Diehl:

* Frank Diehl ist von Beruf in einem chemischen Fachlabor beschäftigt und kennt sich in der Elektrotechnik bestens aus. Zudem programmiert er beruflich wie privat Software. Darüber hinaus engagiert sich Frank Diehl zusammen mit vielen anderen im Meerwasserforum um Aquarianern bei technischen Fragen zur Seite zu stehen.

* Frank Diehl betreibt zusammen mit Ralf Fuchs das Forum "DataCapture" unter der Adresse www.datacapture-forum.de.vu. Dort geben beide Hilfestellung bei Problemen zum Aquastar Computer.
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* Frank Diehl ist Lesern unserer Seite bereits bekannt, er veröffentlichte in den letzen Jahren bereits einige Artikel zu seinen Umbauten zum IKS Computer. Er gibt damit vielen Aquarianern Hilfestellung bei technischen Fragen.
*Frank Diehl arbeitet gerade einen Vierteiler um das Verständnis für die Pflege von Filtrierern dem interessierten Aquarianer näher zu bringen.
 

Korallenriff.de: Sie sind der erste Referent der der Messe Fisch und Reptil in Sindelfingen seine Zusage zu einem Vortrag für das Meerwassersymposium Ende November 2003 gegeben hat. Über welches Thema werden Sie referieren?

Frank Diehl: Zuerst möchte ich mich für die Einladung bei der Messeleitung ganz herzlich bedanken. Es wird sich um die Pflege von azooxanthellen Korallen und Filtrieren im Riffaquarium handeln. Da in diesem Bereich noch nicht viel Publiziert worden ist, möchte ich mit meinen Erfahrungen dazu beitragen, dem interessierten Aquarianer Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie eine Haltung dieser Tiere möglich werden könnte. Ich gebe einen Überblick wo immer noch Schwierigkeiten zu erwarten sind, möchte aber auch aufzeigen das mit bestimmten Futterarten und Futtersorten mittlerweile einiges machbar ist.

Das Aquarium von Frank Diehl in einer Gesamtaufnahme.

Korallenriff.de: Wie lange beschäftigen Sie sich mit der Aquaristik, und wie sind Sie zur Meeresaquaristik gekommen?

Frank Diehl: Im Alter von ca. 8 Jahren hat mich die Süsswasseraquaristik in den Bann gezogen. Mit Unterstützung meiner Eltern habe ich das erste Süsswasserbecken mit ungefähr 60 Liter Inhalt bekommen. Einige Jahre habe ich dann dieses Becken betrieben und eine Menge Taschengeld investiert. Danach hat dieses Hobby für einige Jahre geruht. Jahre Später wollte ich immer ein Meerwasserbecken machen, aber zu der Zeit riet mir fast jeder davon ab und die nötige Technik war mir damals einfach zu aufwendig und benötigte zu viel Platz. Aus diesem Grund habe ich mir ein 300 Liter Becken mit Tanganijka-Barschen eingerichtet. Dieses Becken hatte mich allerdings nie so richtig begeistert und mein Wunsch war immer noch ein Meerwasserbecken. Also begann ich mich intensiv damit zu beschäftigen, welche Technik usw. man wirklich benötigt. Sehr hilfreich waren mir die 2 Bande "Das Riffaquarium" von Delbeek und Sprung, sowie einige Recherchen im Internet. So wurde nach nur einem Jahr das Barschbecken in ein Meerwasserbecken umgestaltet. Diesen Schritt habe ich bis heute nicht bereut.

Korallenriff.de: Welche Tiere und Tierarten haben sie damals gereizt zu halten?  Bei vielen ist ja oft der Anemonenfisch, die Anemone, oder im allgemeinen die Farben der Fische Anlass ein Meerwasserbecken anzufangen. War das bei Ihnen auch so?

Frank Diehl: Gereizt hatten mich damals schon die farbigen Weichkorallen, wobei ich allerdings sehr schnell erfahren musste, das diese nicht haltbar sind, bzw. in einem Becken nicht dauerhaft gehalten werden können. Fische war damals weniger mein Thema, sicher gefallen tun sie mir auch, aber es war nicht mein Antrieb. Meine Frau Claudia dagegen war schon anfangs mehr auf Fische fixiert. So kam halt eins zu anderen. Der Erstbesatz war bei uns auch, wie bei vielen, neben normalen Leder - und Weichkorallen, ein Paar Anemonenfische, ein gelber Doktor, und Anemonen. Es waren nach sehr kurzer Zeit schon drei Symbioseanemonen im kleinen Becken. Nach und nach zogen mit der Zeit auch Steinkorallen ein, und die Anemonen und Weichkorallen wichen.

Korallenriff.de: Wie ging es weiter, wie entwickelte sich Ihr Hang zu Filtrierern?  In der heutigen Zeit ist es ja eher üblich das viele Aquarianer farbige kleinpolypige Steinkorallen halten. Diese lassen sich zur heutigen Zeit ja gut halten und auch vermehren.

Frank Diehl: Nach der Umstellung auf Steinkorallen war mir damals schon klar das ich eher Gefallen an den Grosspolypigen Steinkorallen finde, und mir damals schon die kleinpolypigen nicht übermässig zusagten. Sicher habe ich diese auch heute im Aquarium, aber sie sind eher in der Minderheit. Gekauft hatte ich keine sondern diese als Ableger von befreundeten Aquarianern erhalten. Die Pflege dieser Tiere gestaltete sich auch recht leicht, vieles war gut halbar. Gereizt durch die Schönheit der Tiere, aber auch durch meinen eigenen Ehrgeiz, (das muss man zugeben) habe ich angefangen mich in das Thema Tubastrea einzulesen. Damals war es ja auch so das kaum jemand diese mit Erfolg gepflegt hatte.
Es ergab sich das ich einige Kolonien von Tubastrea coccinea und Tubastrea faulkerni und nachfolgend auch Tubastrea diaphana und micrantha erstehen konnte. Diese Tiere befinden sich heute noch in meinem Aquarium. Die Pflege war nicht so schwer wie gedacht. Das Hauptproblem war einfach das die Tubastrea Stöcke schon in so schlechter Qualität im Handel angeboten wurden, das man sie erst mal wieder aufbauen musste. Bei den meisten Tieren gelang dies nur mit Stopfen so das sie nach und nach dann schön aufmachten. Mit der nötigen Sorgfalt gelang es diese richtig zu ernähren.

Nach und nach interessierten mich dann auch Gorgonien. Hierbei aber die farbigen Arten, die sich nicht vom Licht ernähren. Hier musste ich schnell feststellen das der Handel kaum geeignetes Futter parat hielt um diese dauerhaft zu halten. Nun kam ich nicht umhin mich mit der Zucht von Plankton zu beschäftigen. Ebenso setzte ich mich mit Staubfuttersorten auseinander und testete hier vieles im Aquarium aus.

Korallenriff.de: Was pflegen Sie derzeit für Tierarten im Aquarium, die man als eher heikel oder schlecht haltbar bezeichnen würde?

Frank Diehl: Hier sind zuerst die Gorgonien zu nennen: Ich pflege 6 Gorgonien die als sehr heikel gelten. Hier habe ich auch heute noch echt Schwierigkeiten mit der Identifizierung, selbst im Buch von Fabricius und Alderslade (Soft Corals and Sea Fans)  ist hier nichts, oder nur selten etwas zu finden so das man sagen könnte das ist das Tier. Es sind aber alles Arten die nicht vom Licht leben. Es ist zum Beispiel eine Swiftia exserta dabei, aber auch Acalycigorgia. Es sind welche mit blauen Polypen dabei, welche mit roten, weissen, auch mit gelben Polypen, alles buntgemischt. Dann pflege ich mittlerweile mehrere Arten von Seescheiden, die auch gut gedeihen. Seit langer Zeit pflege ich 4 Haarsterne die nicht nur überleben sondern sogar Wachstum zeigen. Hier möchte ich hervorheben das farbige Gorgonien durchaus auch Wachstum zeigen. Anführen muss man aber auch das nicht alle Gorgonien haltbar waren. Besonders die Tiefseearten machen Probleme und lassen sich selbst mit allen mir zur Verfügung stehenden Futtersorten nicht halten. Hier liegt vermutlich das grösste Problem in der Grösse der Polypen die allesamt kleiner sind und dadurch eine andere Futtergrösse benötigen. Zusätzlich vermute ich das es auch am Licht liegt das in meinem Becken immer noch zu hell sein dürfte. Solche Tiere könnte man evtl. mit viel Aufwand in einem Spezialaquarium bzw. Artenbecken halten.

Korallenriff.de: Das hört sich schon sehr gut und weit fortgeschritten an. Können Sie Tips geben was die Fütterung betrifft? Was kann sich der Aquarianer darunter vorstellen?

Frank Diehl: Bei vielen Tieren ist bis heute nicht klar was sie benötigen. Es wird die Mischung aus verschiedenen Futtersorten ausmachen. Diese sind Phytoplankton, kleines Zooplankton und Staubfutter. Das Futter sollte möglichst regelmässig und mehrmalig sowie Tag und Nacht verfügbar sein. Alle Planktonsorten werden zur Zeit selber gezüchtet, da die Erfahrung zeigte das die käuflichen Produkte nicht zum gewünschten Erfolg führten.

Korallenriff.de: Wie machen Sie das, Tag und Nacht regelmässig zu füttern ?

Frank Diehl: Zum Teil verwende ich handelsübliche Futterautomaten für die Zugabe von Staubfuttersorten. Für die Planktonarten verwende ich ein selbst modifiziertes Futtergerät. Damit kann man auch sehr gut und genau Dosieren.

Korallenriff.de: Wie behalten Sie bei diesen vielen Futtergaben die Wasserwerte im optimalen Bereich?

Frank Diehl: Was ist denn optimal? Reden wir hier von farbigen Tonga und Fidjii-Korallen die Werte um Null Nitrat und null Phosphat benötigen, da sie sonst braun werden? Wenn ja, diese Werte kann ich nicht vorweisen. Meine Nitratwerte bewegen sich um 20 mg. Das einzige Problem das auch ich habe ist der Phosphatwert den ich mit handelsüblichen Phosphatadsorbern im Zaum halte. Zur Zeit versuche ich mit Steigerung der Futterqualität und verbesserter Aufzucht des Planktons die Phosphatbelastung zu senken. Man darf nicht vergessen das wir auch viele Fische halten, die natürlich ebenso das Wasser kräftig belasten. Ich pflege in meinen Aquarium alleine schon 5 Doktoren die einen regen Stoffwechsel haben.

Im gesamten aber bin ich mit den Werten sehr zufrieden. Ich habe auch Acroporen in kräftigem Blau, lila und grün im Aquarium die ein gutes Wachstum zeigen. Mein Wasserwechselintervall liegt wie bei vielen bei ca. 10 % des Wasservolumens im Monat. Ein möglicher Grund für die doch recht guten Werte ist darin zu finden das an vielen Stellen im Aquarium Schwämme und andere filtrierende Tiere wachsen, die meiner Ansicht nach durch ihr Wachstum zur Wasserqualität beitragen.

Korallenriff.de: Hat diese vermehrte Zugabe von Futter und Plankton auch Nachteile gebracht?

Frank Diehl: Ja sicher, es gibt es auch Nachteile. Durch die Zugaben vermehren sich auch Glasrosen und die gefürchtete Anemonja cf. manyano ganz hervorragend. Sicherlich profitieren auch diese Tiere von dem Futter. Hier muss man wie jeder andere Aquarianer auch, etwas gegen die Vermehrung der unerwünschten Tiere tun.

Korallenriff.de: Gibt es weitere, na wir sagen mal unübliche, Aquarientiere deren Pflege sie anstreben?

Frank Diehl: Derzeit bin ich dabei Versuche mit Scleronephtea Arten zu machen. Hierzu kann ich aber noch nichts sagen.

Korallenriff.de: Wie sieht es mit Dendronephtea aus, haben Sie diese schon gepflegt oder planen Sie hier die Pflege ?

Frank Diehl: Da diese Arten noch schwieriger sind, würde ich Dendronephtea erst dann versuchen wenn mir die Haltung von Scleronephtea gelingt. Aber darüber wird man erst was sagen können wenn dies ausreichend erkundet bzw. getestet wurde. Es muss ja auch nicht sein das wir nun versuchen alles zu halten was es gibt. Die Haltung von Dendronephtea hängt ja auch von anderen Faktoren ab, vor allem die Strömung erscheint wichtig und natürlich das Futterangebot. Wir werden sehen was die Zukunft bringt.

Korallenriff.de: Was können interessierte Aquarianer in Zukunft erwarten im Bezug auf Ihre Software Data Captue? Gibt es hier Neuerungen die Sie unseren Lesern schon verraten möchten?

Frank Diehl: Zur Zeit beschäftigen wir uns etwas mehr mit der Hardware und entwickeln ein eigenes kompatibles Display für den Aquastar. Dabei wird folgendes verwirklicht:  Es können eigene Text eingeblendet werden, das Display kann Alarmmeldungen über SMS per Handy absetzen und es wird auch Möglich sein die Messdaten auf Smart Media Karten zu speichern. Mehr dazu erfährt man im Data Capture Forum.

Korallenriff.de: Wir danken Ihnen ganz herzlich für das Interview und freuen uns jetzt schon auf Ihren Vortrag im November 2003 in Sindelfingen.

Frank Diehl: Gern geschehen, es war mir Freude Ihnen die Fragen zu beantworten.
 

 



03.Mai 2003, (c) by Korallenriff.de
Durch das Interview führten Manuela und Robert
Bearbeitung: Manuela und Robert für korallenriff.de (c)