Erfahrungen bei einer Überdosierung mit Wodka
ein Erfahrungsbericht von Stephan Juriga
Ich möchte hier über meine Erfahrungen mit der Wodkamethode berichten, vor allem über die Anzeichen der Überdosierung und über Gefahrenquellen.
Erste Anzeichen der Überdosierung zeigten sich bei mir an den photosynthetisierenden Gorgonien (Plexauridae spp). Sie blähen sich auf, die Polypen verschwinden, sie werden dunkler, stellenweise schwarz, Teile sterben ab, manchmal auch die ganze Koralle. Nach dem Aussetzen von Wodka erholt sich die Gorgonie langsam wieder. Zuerst kommen die Polypen wieder, dann erst hellt sie wieder auf, stellenweise blieben aber Gewebsnekrosen zurück.
Weichkorallen sind etwas unempfindlicher. Sie ziehen die Polypen ein, schrumpfen etwas und sondern eine wachsähnliche Schicht ab. Noch später reagieren Steinkorallen ( vor allem die grüne Acropora formosa). Sie hellen auf und die Spitzen sterben ab. Ich habe dies anfänglich als Frasspuren interpretiert ich konnte aber keine Fische beim Fressen beobachten. Nur die Spitzen werden weiß. Nach Absetzen der Wodkazugabe beginnt wieder Korallengewebe über die weißen Spitzen zu wachsen.
Zwischenzeitlich können sich an den kahlen Spitzen auch Cyanobakterien festsetzen. Diese Spitzen breche ich dann ab. Die Koralle erholt sich rasch. Die übrigen Steinkorallen groß und kleinpolypig (werden lediglich etwas heller) zeigen keine Reaktion.
Zuletzt reagieren auch die Anemonen. Sie beginnen zu wandern. Am jetzt sichtbaren Fuß zeigen sich Schleimfetzen. Die Tentakel (Entacmea quadricolor) sind deutlich kürzer. Man sieht der Anemone an, daß sie sich nicht wohl fühlt.
Vorsicht latenter Sauerstoffmangel !
Nachdem der Schutzschalter aus nicht geklärtem Grund ausgefallen ist und das Becken ca. 8 Stunden (an den Zeitschaltuhren nachvollziehbar) in der Nacht ohne Strömung gewesen ist, sind zwei Doktorfische (Zebrasoma xanthurus und flavescens, die bei bester Gesundheit waren)) am nächsten Morgen tot im Becken gelegen. Da ich generell wenig messe (außer jetzt im Rahmen der Dosisfindung) und viel lieber ausgiebig beobachte, möchte ich meine dabei gemachten Erfahrungen nochmals zusammenfassen:
1200 Liter Becken (siehe Aqua-Bilderbuch): Nitrat -anfänglich 25mg/L, nach zwei Wochen war kein Nitrat mehr mess bzw. nachweisbar.
Ich habe wie folgt dosiert:
Bei meinem 1200L Aquarium habe ich mit 10ml Wodka auf die Gesamtwassermenge begonnen, und am nächsten Tag gleich auf 20ml erhöht. Nach der 20 ml Dosierung erhöhte ich jeden Tag um 1- 2 ml pro Beckenvolumen. Nach zwei Wochen war ich dann bei 40 ml Wodka angelangt. Die sichtbare Bakterienblüte ist dabei am letzten Tag aufgetreten.Nach 14Tagen produzierte der Abschäumer die sonst wöchentliche Menge täglich. Die Scheiben zeigten den bekannten Bakterienbelag und das Wasser wurde etwas trübe.
Bevor das enorme Bakterienwachstum sichbar wurde, reagierten aber bereits die Gorgonien und die Caulerpaalgen (sie verloren die Farbe und starben ab -Phosphat sinkt schneller), dann auch die Weichkorallen. Die Steinkorallen zeigten die abgestorbenen Spitzen zum Zeitpunkt der sichtbaren Bakterienblüte.
Die nach dem Abziehen der Scheiben mit der Klinge frei im Wasser schwimmenden Beläge sollten unbedingt abgesaugt werden. Bei mir sind sie in der Seriatopora (hat die feinsten Äste) hängen geblieben und nachdem zunächst einige Äste abgestorben sind, hat sie ganz aufgegeben. Der Stromausfall mit dem Tod der beiden Fische hat noch vor der sichtbaren Bakterienblüte stattgefunden. Diese Phänomäne waren im zweiten Becken dieselben. Bei einer sehr raschen Dosissteigerung zeigte sich der Bakterienrasen und die Trübung innerhalb eines Tages. Die Gorgonien reagierten heftig. Die übrigen Korallen zeigten lediglich ein Unwohlsein. Die Fische zeigten auf die Wodkazugabe (außer bei Sauerstoffmangel) keine Reaktion.
Augrund der bisherigen Erfahrungen dosiere ich wesentlich vorsichtiger, 5-10ml pro Tag höchstens, beobachte genau und messe nur mehr gelegentlich.
Grüße
Stephan JurigaAnmerkung der Redaktion: Zur Sicherheit sollte man bei der Zugabe von Wodka eine UV Anlage in Betrieb haben. Es gibt vereinzelte Berichte von Aquarianern, wonach eine starke Bakterienvermehrung durchaus auch auf die Fische schlagen könnte. Daher raten wir, um dem bakteriellen Druck und evtl. Krankheiten vorzubeugen, zur Verwendung eines angemessenen UV Klärers.
Stephan Juriga für archiv.korallenriff.de, im Juni 2004