Geschlechtsunterschiede bei Korallenfischen
Von Joachim Großkopf
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Allgemeine Kriterien, die zur GU herangezogen werden können, wie zum Beispiel Körperform, Flossenform-Färbung, Form der Laichröhre, Laichansatz, Laute, das Verhalten gegenüber Artgenossen.
 

Geschlechtsunterschiede bei Meerwasserfischen?

Eigentlich ist das gar nicht so ungewöhnlich, denn sehr viele Korallenfische zeigen sogar extreme Farbe- oder Zeichnungsunterschiede in den Geschlechtern. Z.B. die meisten Lippfische, Papageifische, verschiedene Kaiserfische (Genicanthus), Fahnenbarsche, einige Zwergbarsche, Kofferfische, manche Doktorfische (während der Balz, Naso), die Drückerfische Xanthichthys mento und auromarginatus, einige Riffbarsche, Seepferdchen und Seenadeln und einige Haifische und Rochen. Trotzdem sind es aber gerade viele beliebte Fischarten, die nur geringe oder keine äußeren Geschlechtsmerkmale aufweisen. In meinem Artikel möchte ich versuchen einige Anhaltspunkte und Möglichkeiten zu zeigen, die auch eine paarweise Haltung ermöglichen. Zukünftig werde ich versuchen das auch nach und nach zu erweitern.
 

Bei dem Versuch das Geschlecht eines Fisches zu bestimmen, können verschiedene Anhaltspunkte helfen. Allerdings sollte man dabei bedenken, dass man in sehr vielen Fällen gar keine geschlechtsreifen Fische vor sich hat. Bei geschlechtsreifen kleinen Korallenfischen ist ein Problem die mitunter langen Zwischenhälterungen bei Exporteur, Importeur, Großhändler und Händler, dadurch werden Laichansatz oder spezielle typische Merkmale zurückgebildet oder durch Verletzungen unkenntlich gemacht. Ein Beispiel dafür ist Pseudochromis diadema, bei dem Männchen zwei kurze verlängerte Spitzen in der transparenten Schwanzflosse zeigen, aber man wird kaum Exemplare ohne leichte Flossenschäden nach den Importen finden. Ein weiteres Problem ist die Ausbildung des Laichansatzes z.B. bei weiblichen Grundeln. Frisch importierten Fischen fehlt fast immer der Laichansatz. Bei guter Hälterung entwickeln die geschlechtsreifen Weibchen schon nach wenigen Wochen Eier, dadurch wird die Laichröhre aus der Genitalöffnung zum Teil minimal sichtbar. Ist auch das Männchen gut genährt, ist hier mit Übung ein Unterschied zu entdecken. Bei den Weibchen ist die Laichpapille breiter und weniger spitz zulaufend. Um das aber wirklich genau zu Unterscheiden muss man die Fische fast immer fangen und selbst dann ist oft kein sichtbarer Unterschied zu erkennen. Wie bei allen Fischen trifft aber auch hier zu, Männchen und Weibchen bedeutet noch lange nicht harmonisierendes Pärchen!
 

Körperform
Geschlechtsreife Männchen sind oft größer als Weibchen und bulliger in der Körperform (z.B. bei vielen Kaiserfischen). Oft hängt das mit der Geschlechtsumwandlung zusammen. So wird man von Chaetodontoplus duboulayi nur extrem selten kleine Männchen finden, weil sich diese Art erst sehr spät umwandelt. Bei Zwergkaiserfischen sind dagegen Männchen häufiger, weil oft die schöneren und größeren Exemplare importiert werden. Weibchen dieser Arten sind auch vorsichtiger und darum sind die Männchen anscheinend leichter zu fangen.

Genitalpapille, die Form der Anal- Genitalöffnung, „Bauchansicht“
Diese Unterscheidungsmerkmale sind fast nur bei Arten zu erkennen, die Substratgebunden ablaichen oder größere Eier entwickeln (z.B. Pterapogon kauderni). Ähnlich wie bei den Malawibuntbarschen im Süßwasser ist anscheinend auch die Form der Genitalöffnung bei Männchen und Weibchen manchmal unterschiedlich. Darüber forsche ich aber noch, weshalb ich dazu noch keine endgültigen Aussagen machen möchte. Im Gegensatz zu den Buntbarschen, die schon nach wenigen Wochen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus zeigen, ist eine exakte Unterscheidung von Meerwasserfischen in der späteren Beobachtung doch viel problematischer, weil man ja bei weitem nicht so einfach vorher ermittelte Ergebnisse später bestätigen kann. Dadurch wird natürlich auch die Zuordnung einer Geschlechtsbestimmung anhand solcher Merkmale sehr schwierig. Zudem kommt noch, dass die Genital- und die Afteröffnung fast immer sehr klein sind und in den meisten Fällen nicht getrennt sind sondern eine Körperöffnung bilden! Die Genitalpapille ist entsprechend der Anordnung der Organe wenn überhaupt am vorderen Ende der Öffnung zu sehen. Bei den Süßwasserbarschen oder Welsen sind die Öffnungen getrennt, groß und gut sichtbar.
Die Form der Genitalpapille ist also ein problematisches Merkmal zur Geschlechtsbestimmung. Bei einigen Fischarten ist die After- Geschlechtsöffnung farblich abgesetzt, z.B. bei Amblygobius rainfordi schwarz.  Möglicherweise sind auch in diesen Färbungen Geschlechtsunterschiede erkennbar. Sicher noch weitere Arten, oft ist die abgesetzte Färbung fast unmerklich und von der Seite gar nicht zu sehen. Die Bauchansicht offenbart oft auch an den leicht durchscheinenden inneren Organen eine, wenn auch schwierige Unterscheidungsmöglichkeit. In erster Linie sind diese Merkmale aber sehr gut geeignet, schon vom Verhalten her als Pärchen eingestufte Tiere (siehe Foto der Amblyeleotris-Grundeln) zu bestätigen.


 

Flossen-Form und Flossen-Färbung
Leider kann man anhand der Flossen-Form und der -Färbung nur bei einigen Arten die Geschlechter unterscheiden, z.B. bei einigen Zwergkaiserfischen, Amphiprion perideraion. Pseudochromis diadema, bei den meisten Leierfischen (Synchiropus und andere) und bei Gramma loreto.
 
 
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