Filtersysteme der Meeresaquaristik
Das Berliner System, das Jaubert System und das Schlammfiltersystem
 
Einleitung:

Dieser Artikel soll dem Ein - und Umsteiger helfen sich schon im Vorfeld zu informieren welche verschiedenen Systeme es gibt und wie sie sich unterscheiden. Die meisten Systeme werden heute nicht mehr so betrieben wie es der Erfinder einmal vorgesehen hatte. Aber interessant ist es allemal zu wissen um was genau es bei den jeweiligen Systemen geht.
 

Das Berliner System:

Erfunden wurde das Berliner System, wie der Name schon vermuten lässt, von einigen engagierten Berliner Aquarianern. Zusätzlich sollte man die Namen Dietrich Stüber und Peter Wilkens besonders erwähnen da sie zu den bekannten Personen in der Aquaristik gehören, und sie die Berliner Methode bekannt gemacht haben. Dietrich Stüber ist vermutlich der erste Steinkorallenhalter gewesen der ein Tier aus der Gattung Acropora halten und sogar vermehren konnte. Das Berliner System findet heute auf der ganzen Welt Anwendung und ist das mit verbreitetste System in der Meeresaquaristik. Allerdings wird es in unzähligen Variationen angewandt.

Was ist nun genau unter dem Berliner System gemeint?

Das Berliner System besteht in der Regel aus folgenden Komponenten:
Lebende Steine, Eiweissabschäumer, HQI, Spurenelemente, Aktivkohle und Kalkwasser/Kalkreaktor

Lebende Steine:
Die Einrichtung eines Berliner Systems ist was das Gestein betrifft eigentlich klar vorgeschrieben. Man verwendet nur lebendes Gestein. Der Vorteil des lebenden Gesteines ist das dieses sehr porös ist. Deshalb findet auch im inneren eines lebenden Steines die für den Nitratabbau wichtige Denitrifikation statt.
Je mehr Gestein desto besser, weil mehr Mikroorganismen im gesamten Becken. Geschlossene Steine, ebenso wie nachgebaute Riffsäulen erreichen meist nicht die selbe Wirkung wie echte Lebende Steine. Vereinfacht gesagt könnte man sagen das der gesamte Schadstoffabbau von Nitrat dann über das lebende Gestein erreicht wird.
Man kann sicher zum Unterbau Kalktuffgestein nehmen, da sich dieses mit der Zeit ebenso besiedelt wie lebendes Gestein,  aber der Rest an Steinen sollte unser Ansicht nach nur mit lebenden Steinen verwirklicht werden.

Von Dr. Rainer Hirschberger kam noch eine Anmerkung die ich gerne mit einfliessen lasse:
Ich denke der Witz der lebenden Steine ist, dass (hoffentlich) Bakterienpopulationen im Inneren den Transport überlebt haben und sich im Aquarium wieder vermehren und zum Abbau beitragen. Porös ist auch totes Riffgestein, aber das kriegt man nie mehr dazu so zu arbeiten wie das Lebende. Daher ist auch auf GUTE QUALITÄT zu achten und am besten kauft man das direkt am Importtag bevor es beim Händler in unbeleuchteten Becken ohne Strömung vor sich hingammelt.
 

Eiweissabschäumer:
Durch den Einsatz von möglichst vielen Lebendem Gestein kann auf weitere Filterung verzichtet werden. Ja es hat sich sogar als absolut unzureichend und Problematisch erwiesen noch einen Rieselfilter im Einsatz zu haben. Den der macht genau das was wir eigentlich nicht wollen. Er produziert in seiner Endstufe Nitrat.
Dennoch hat es Jahre gedauert bis einige findige Köpfe darauf gekommen sind und von diesem früher weit verbreiteten Rieselfiltersytemen heute immer mehr Abstand genommen wird. Allerdings gibt es auch heute noch Anlagenbauer die immer noch Rieselfilter mit verbauen.
Im Berliner System findet ein leistungsstarker Abschäumer Einsatz. Auch hier gibt es zwei mögliche Varianten. Die sog. Standabschäumer oder die Unterbauabschäumer. Je nach System, mit oder ohne Filterbecken betrieben, entnehmen sie Wasser aus dem Aquariensystem und reinigen es bevor eine Nitratbelastung entstehen kann. Ein Abschäumer sollte immer besser doppelt dimensioniert gewählt werden, vor allem wenn man sonst keine Filter (Schwefelfilter, etc. ) in Betrieb hat.
Im Berliner System fanden vor allem die sog. Gegenstromabschäumer Anwendung. Hierbei handelt es sich um Abschäumer die über starke Luftpumpen und Lindenholzausströmern betrieben werden und wurden. In den letzten Jahren finden aber hier auch immer mehr Abschäumer Anwendung die über Nadelrad und eine starke Pumpe verfügen. Diese sind von der Bauart viel kleiner aber mindestens so leistungsfähig, wenn nicht sogar viel stärker als ihre grossen Standabschäumerkollegen :-)

Wichtig ist nach wie vor das das Wasser von der Oberfläche des Hauptbeckens entnommen wird, da dort die meiste Schadstoffbelastung zu finden ist. Hauptsächlich sind das Abbauprodukte von Fischfutter, Korallenfutter im gesamten also gelöste Eiweisstoffe. Gut realisieren lässt sich das über einen Oberflächenabzug. Je mehr ein Abschäumer leistet desto mehr entzieht man dem Becken belastende Eiweisstoffe die später über Zwischenstufen zu Nitrit und Nitrat umgewandelt werden.

Wie in anderen System auch, wird der Gelbstoffeintrag im Berliner System über Aktivkohle entfernt. Hierbei würden wir empfehlen das eine gute Aktivkohle Anwendung findet, und diese nicht länger als einige Tage im Wasser verbleiben sollte.

Auch hier noch eine Anmerkung von Dr. Rainer Hirschberger, die ich gerne mit einfliessen lasse:
Es hat nicht Jahre gedauert bis findige Köpfe darauf gekommen sind, dass der Rieselfilter Nitrat produziert. Das war von Anfang an klar und bewusst gemacht. Man hatte damals keine Möglichkeit mit z.B. lebenden Steinen zu arbeiten und daher musste ein System gefunden werden, das die Schadstoffe zu dem relativ ungiftigen Nitrat abbaut und nicht irgendwelche höchst toxischen Vor- bzw. Zwischenprodukte im Aqu. belässt.
Im übrigen halte ich auch heute noch solche Filtersysteme in einigen Fällen, wie z.B. Fischzucht, für sehr sinnvoll. Ein Rieselfilter, der alle Schadstoffe rasch bis zum Nitrat umwandelt, ist immer noch besser, als irgendwelche dubiosen Systeme, bei denen man nicht genau weiß ob da nicht irgendwelche toxischen Substanzen übrigbleiben.
 

Beleuchtung
Im Berliner System fand früher nur eine ausschliessliche HQI Beleuchtung statt.
Die Abkürzung HQI steht für Quecksilberdampf-Hochdrucklampen. Diese HQI Lampen für die Aquaristik zu verwenden, war auch eine der Ideen der Berliner Aquarianer. Seit Anfang der 90er Jahre finden sie auch im gesamten Bereich der Aquaristik, auch immer mehr bei der Süsswasseraquaristik Anwendung.
Es gibt sie in verschiedenen Watt Stäken, wobei der größte Teil auf die 250 Watt Brenner fallen dürfte.
In 70, 150, 175, 250, 400 und 1000 Watt wären die Alternativen, je nach Beckenhöhe und Masse.
Als Zusatz kamen Blauröhren zum Einsatz.

Heute beleuchten viele entweder mit HQI oder mit Leuchtstoffröhren der relativ neuen T5 Technik. Diese Röhren unterscheiden sich im Durchmesser von nur 16mm zu den alten Röhren, die 26 mm Durchmesser hatten. Beides hat sich als sehr gute Lichtquelle bei der Korallenpflege erwiesen, wobei auch heute noch HQI Beleuchtung die stärkere und optimalere Beleuchtung im Bezug auf sehr lichtintensive Steinkorallenarten zu sein scheint.
 

Kalkwasser/Kalkreaktor
Im Berliner System findet das gute "alte" Kalkwasser, unseres Wissens eine Erfindung von Peter Wilkens, Anwendung. Hierzu wird über Calziumhydroxid und bevorzugt Leitungs - oder Osmosewasser (je nachdem wie die Werte der einzelnen Wasserwerke sind) eine Kalkwasserlösung hergestellt. Diese wird dann in den frühen Morgenstunden, noch vor dem einschalten der Beleuchtung tropfenweise dem Aquarium zugegeben. Tropfenweise deshalb weil diese Lösung stark alkalisch ist und bei zu schneller Zugabe zu starken Problemen bei den Bewohnern führen könnte.
Durch die Zugabe von Kalkwasser werden Calziumionen zugeführt, was ganz wichtig ist für den Aufbau des Kalkskelettes der Wirbellosen.

Heute verwenden viele aber anstatt des Kalkwassers einen Kalkreaktor. Denn Kalkwasser hat einen entscheidenden Nachteil, der aber erst zu einem Nachteil wird wenn man nichts dagegen unternimmt.
Durch die Kalkwasserzugabe wird das im Wasser gelöste Phosphat ausgefällt. Es fällt zu Boden und lagert sich mit der Zeit in der Dekoration und im Bodengrund ein. Unter bestimmen Umständen könnte das eingelagerte Phosphat von Algen aufgespalten werden, es würde zu unerwünschtem Algenwachstum kommen. Allerdings gibt es heute mit ausreichend verschiedenen Phosphatabsorbern genug Mittel und Wege diese Phosphatansammlung schon im Vorfeld zu verhindern. Meist gibt es auch nur in Becken Probleme die Jahrelang nur Kalkwasser gefahren haben und dann auf Kalkreaktor umgestiegen sind. Die Co2 Zugabe scheint mit verantwortlich zu sein im Bezug auf Algenwachstum. (Düngung)

Wir verwenden zum Beispiel beides, Kalkwasser und Kalkreaktor. Erst bei der Verwendung von Kalkwasser zum Kalkreaktor stellte sich bei uns auch das ganz wichtige Kalkrotalgenwachstum ein. Da wir ohnehin auch mit Phosphatabsorber arbeiten und hin und wieder den Bodengrund absaugen sollte sich die Kalkwassermethode nicht als nachteil erweisen.
 

Bodengrund:
Gehört ebenfalls mit zum Berliner System. In den meisten sog. Berliner Systemen findet man einen ca. 2 - 5 cm hohen Bodengrund der mit Korallenbruch oder Korallensand verwirklicht wird.
 

Spurenelementeversorgung und Wasserwechsel
Auch im Berliner System werden die verbrauchten Spurenelemente nachdosiert.
Klar, mit dem Wachstum der Algen und Korallen hat man nicht wenig Verbraucher. Genauer möchten wir nicht auf dieser Thematik eingehen, da es auf dem Markt viele Spurenelementlösungen gibt.
Wichtig ist auch im Berliner System das man ein Auge dafür entwickelt, um es besser auszudrücken ein salziges Händchen. Denn messen lassen sich zum Beispiel eben nur die Hauptfaktoren wie Calzium, Magnesium oder Strontium.
Hierfür ist aber ein Wasserwechsel sehr gut geeignet Stoffe die sich zuviel anlagern oder Stoffe die in nur geringem Masse vorhanden sind wieder auszugleichen. Ein Wasserwechsel gehört deshalb auch zum Berliner System. Mit ca. 10% im Monat ist man, je nach Verbrauchern und Wasserwerten, auf der sicheren Seite.

Thomas Chronz schrieb uns als Anmerkung zum Berliner System: Spurenelemente: Jod! Wilkens schreibt von Kaliumjodid, das er alle 10 bis 14 Tage mit 1mg auf 10 Liter dosierte. Damals (Anfang der 70er) wurden so gut wie keine Steinkorallen gehalten, sie galten als höchst empfindlich. Das Wasser wurde deutlich weniger gewechselt als heute, dafür kam der Ozonisator wesentlich häufiger zum Einsatz.


Das Jaubert System:

Das sog. Jaubert System wurde von Prof. Jean Jaubert entwickelt. Prof. Jean Jaubert ist Meeresbiologe und arbeitet an der Universität von Nizza und am Ozeanografischen Museum von Monaco. Hier bei uns in Deutschland ist dieses System immer noch recht selten, es findet aber mit zunehmender Bekanntheit immer mehr Freunde.
Die Aquarien im Ozeanografischen Museum von Nizza werden nach dem Jaubert System betrieben. Es handelt sich hierbei um eine kostengünstige und sehr einfache und dazu natürliche Nitratreduktion.

Das Prinzip des Jaubert Systems ist sehr einfach.

Das eigentlich Jaubert System ist eine hohe Schicht Bodengrund, am besten  nicht unter 10 cm.
Wie wir aus der Aquaristik sicher alle wissen, findet in einer Sauerstoffarmen Zone die für uns wichtige Denitrifikation statt. Durch den hohen Bodengrund ist diese anaerobe Zone gegeben.

Unter der dicken Schicht Korallenbruch, am besten in der Körnung von 3 - 5 mm, müssen unserer Ansicht nach unbedingt Bodenplatten eingebaut werden, weil nur so eine Diffusion erreicht werden kann. Die Bodenplatten sollten ca. 2 bis 3 cm hoch sein um eine gewissen Freizone unter der dicken Schicht Korallenbruch zu haben. Dieses nennt man Plenum. In dieser Bodengrundfreien Zone befindet sich Sauerstoffarmes Wasser, in der Mitte in der Korallenbruchschicht befindet sich die anaerobe Zone, über der Korallenbruchschicht dann die Sauerstoffreiche Zone.

Einrichtung des Jaubert Systems und Bilder vom Plenum
 

Ohne die Platten, (also das Plenum) und ausschliesslich Korallenbruch ist die Effektivität bei weitem nicht so hoch wie mit Bodenplatten. Ohne Plenum bildet sich auch viel leichter Schwefelsulfid. Dies wäre aber für die Fische stark toxisch und kann schon in kleinen Dosen tödlich sein.

Man nehme also Bodenplatten und achte darauf das die Schlitze so klein sind, das kein Bodengrund durchrieselt. Der Aquarienboden unter den Bodenplatten muss frei sein. Darüber kommt eine dicke Schicht Korallenbruch, 10 cm wäre ausreichend.  Für den Fall der Fälle könnte man mit einem Netz arbeiten und so verhindern das Korallenbruch durch das Plenum auf den Boden kommt. Ebenso ist es ratsam in der Bodengrundschicht selbst ein Netz anzubringen um zu verhindern das die im Becken befindlichen Fische anfangen im Boden zu wühlen. Man denke nur mal an Brunnenbauer und andere grabende Tiere. Das ist eines der Dinge auf die unbedingt geachtet werden sollte. Es gilt unter allen Umständen zu vermeiden das im Boden gegraben wird. Dieses Netz kann man so in der Mitte des Korallenbruches anbringen, bei ca. 5 cm.

Das im Plenum befindliche Wasser ist sauerstoffärmer als das Wasser oberhalb der Schicht Korallenbruch. In der dicken Bodengrundschicht entstehen nun Sauerstofffreie Zonen, es findet der Denitritikationsprozess statt. Die Frage ist nun, wie kommt Sauerstoff in das Plenum? Wir denken das unter anderem die vielen kleinen Tiere die im Boden leben mit verantwortlich dafür sind. Das sind Borstenwürmer, andere Krebschen, Copeopoden, Amphipoden. Sie kriechen und wandern im Bodengrund umher und bringen so auch immer Sauerstoff in den Boden mit ein. Ausserdem sind sie wichtig zu Verwertung von Detrius der sich sicher hier auch ansammeln wird. Im allgemeinen aber beobachtet man beim Jaubert System weniger Sediment als in anderen Systemen.

Anmerkung:
Feiner Sand scheidet aus, da man eine gute Diffusion wünscht, die eben bei Sand nicht so gegeben ist wie bei Korallenbruch in der Körnung von 3 - 5 mm. Mehrere verschiedene Korngrössen, wie beim Schlammfiltersystem sind beim Jaubert System ebenfalls, aus den genannten Gründen, nicht gewünscht

Da sicher nicht jeder in seinem Hauptbecken so eine dicke Schicht Bodengrund möchte, raten wir hier zu einem extra Becken also zu einem Refugium. Dann kann man sein Hauptbecken auch ganz ohne Bodengrund oder mit nur geringer Bodenschicht betreiben. Wir denken das ist Ansichtssache und das kann jeder so machen wie er es für richtig erachtet.

Ganz wichtig ist auch das man nicht soviele Steine einbringen sollte, bzw. das diese nicht soviel von der Grundfäche wegnehmen. Denn das Prinzip des Jaubert Systems ist die Diffusion. So sollte möglichst viel Freifläche bleiben.
 

Abschäumer, Sauerstoff und Phosphat:
Im Grunde ist ein Abschäumer in einem Jaubert System nicht unbedingt von nöten. Aber alleine schon durch den Sauerstoffeintrag ist es die wohl bessere Wahl einen mitlaufen zu lassen. Es kann nachts, bei fehlender Oberflächenabsaugung durch die Bildung einer Kammhaut zu Sauerstoffknappheit kommen, weshalb es anzuraten ist, vor allem dann wenn kein Abschäumer läuft, das Becken zusätzlich mit Luft (über Pumpen etc.) zu versorgen.

Ausserdem wird bei der Verwendung eines Abschäumers einiges der Schadstoffbelastung weggenommen so das man nicht soviel Augenmerk auf den Phosphatgehalt legen muss. Denn auch in diesem System sollte man gerade den Phosphatwert immer im Auge behalten.
Man kann nun durch Kalkwasser das Phosphat ausfällen, aber auch hier wäre ein Phosphatabsorber die richtige Wahl. Ersatzweise kann man, was mit einem Refugium gut machbar ist, Algen integrieren und so durch das regelmässige Kürzen der Algen, den Phosphatgehalt senken.

Auch im Jaubert System sind Gelbstoffe ein Thema. Hier wird wie auch im Berliner System mit Aktivkohle gearbeitet.
 

Beleuchtung:
Wie im Berliner System ist das Ansichtssache, wir raten zu HQI Beleuchtung oder T5 Röhren, oder die Verbindung von beiden Beleuchtungsarten
 

Spurenelemente und Calzium
Anfänglich war man beim Jaubert System der Meinung das man auf Zugaben verzichten könne, weil durch den Boden sich genug lösen würde. Das ist allerdings nicht richtig, wie auch sehr schnell erkannt wurde. Es reicht bei weitem nicht aus, weshalb auch hier in diesem System man um eine Spurenelementeversorgung nicht herum kommt. Auch hier verweisen wir, wie beim Berliner System auf käufliche Produkte, sowie Kalkwasser oder Kalkreaktor. Wie in allen Systemen ist das regelmässige Messen der Wasserparameter Pflicht.
 

Sabine Mülder zeigt an einem Beispiel die Einrichtung des Jaubert Systems, anhand eines Refugiums, also als Bypassbecken.


Das Schlammfiltersystem

Seit nun zwei Jahren ist es auch bei uns bekannt, das Schlammfiltersystem. Erfunden hat es vor ca. 10 Jahren, Leng Sy.
In der Rubrik Tips aus der Praxis und der Unterrubrik Interviews findet der interessierte Leser ein Interview das wir mit Leng Sy über das Schlammfiltersystem geführt haben. Ebenso findet man mehr Infos über das Schlammfiltersystem unter Erfahrungsberichte.

Es hat in der Tat sehr lange gedauert bis dieses System zu uns nach Europa geschwappt ist. Vielmehr hat es eines Aquarianers gebraucht, der seinen Händler so lange nervte, bis dieser das System bzw. den Schlamm aus Amerika hierher geholt hat. Seitdem gelten der Händler, wie auch der Aquarianer als die grössten Verfechter des Systems hier in Deutschland und Europa. Und auch hier gilt, es gibt mit zunehmender Bekanntheit immer mehr Fans dieses Systems.

Dir Grundidee des Schlammfiltersystems ist einfach und vor allem an die Natur angelehnt.
Durch ein Extra Becken, (Hang on, oder Zusatzbecken unter dem Hauptbecken) erhält man ein Refugium in dem der Schlamm (auch Miracle Mud) genannt, sowie schnellwüchsige Algen (Caulerpa) eingebracht werden. Eine Pumpe befördert Wasser in das System, es passiert dann drei Kammern und läuft wieder zurück. Auf einen Abschäumer wird in diesem System gänzlich verzichtet, da der Schadstoffabbau komplett über den Schlamm und das Algenwachstum erreicht werden soll. Allerdings gibt es auch hier schon die ersten Abwandlungen, wir selbst betreiben unser ehemaliges Berliner Systembecken seit September 2002 zusammen mit dem Refugium.

Interessant für viele ist sicher der Aspekt der Planktonversorgung. Da in dem kleinen Refugium die Fische aus dem Hauptbecken keinen Zugang oder Zugriff haben, wachsen und Gedeihen dort viele Kleinstlebewesen. Diese stehen dann durch den Austrag aus dem Refugium und dem Eintrag ins Hauptbecken, den dort lebenden Tieren zur Verfügung. Zum Beispiel laichen im Refugium regelmässig Mysis.
Man findet aber auch so im Refugium und auch nachts im Hauptbecken eine deutlich höhere Anzahl an Lebewesen, es kreucht und fleucht das es eine wahre Freude ist. Die Dichte an Kleinstkrebsen ist weit höher als zum Beispiel im Berliner System.
 

Nitrat und Phosphat:
Durch die dicke Schicht Schlamm, die mind. 5 cm Höhe haben sollte findet der schon bekannte Nitratabbau statt. Durch das entfernen der Algen, entfernt man gleichzeitig das in ihnen gespeicherte Phosphat. Der Schlammfilter wird 24 Stunden beleuchtet.
 

Spurenelementeversorgung und Calzium:
Eine Spurenelementzugabe erscheint in dieser Art Aquarium nicht so sehr von nöten zu sein wie in anderen Systemen. Das was wirklich fehlt wird über einen 5% - 10% Wasserwechsel im Monat ausgeglichen. Man kann für die Calziumversorgung wie bei den anderen Systemen auch entweder einen Kalkreaktor oder Kalkwasser benutzen. Andere Zugaben sind, wie wir selber wissen, nicht von nöten.

Zur Beseitigung von Gelbstoffen (war bei uns in einem Jahr nicht einmal der Fall) kann man auch hier über Aktivkohle filtern.

Beleuchtung:
Ist genau wie in den anderen Systemen, also eine reine Geschmacksfrage.
Da aber das Algenrefugium 24 Stunden beleuchtet wird, ist eine zusätzliche Röhre über dem Schlammfiltersystem von nöten. Wir verwenden bei dem halben Schlammfilterrefugium eine 15 Watt Röhre.
 


Fazit:
Wie man sieht, alle drei Systeme sind an sich, teils sehr  unterschiedlich. Im wesentlichen kommt aber das Jaubert System dem Schlammfiltersystem von der Wirkungsweise eher entgegen als das Berliner System. Wir kennen alle drei Systeme, wobei wir selber mit Jaubert noch keine Langzeiterfahrungen haben. Berliner System und das Schlammfiltersystem sind bei uns im Einsatz, teils gemischt teils auch alleine.

Es gibt viele Aquarien die wunderschön sind. Man kann es sicher nicht an den einzelnen Systemen ausmachen ob das eine besser oder schlechter ist als das andere. Entscheiden muss nun jeder selber. Und manchmal kommt es auch auf das eigene Händchen an ob aus einem System ein kleines Biotop wird, in dem sich unserer Pfleglinge wohl fühlen, wachsen und Gedeihen.

Wir wollten mit diesem Artikel dem interessierten Leser aufzeigen welche Unterschiede in den einzelnen Systemen zu finden sind. Das als Filtersystem noch bekannte Deep Sand Bed, das in USA viele Freunde hat, haben wir bewusst weg gelassen weil wir hier niemanden kennen, und auch niemanden gefunden haben der nach dem System arbeitet. Aber auch hier wird es sicher den einen oder anderen Bericht zu lesen geben.

Und zu guter Letzt haben wir für noch einen Literaturtip. Daniel Knop beschreibt in dem nachfolgenden Buch, viele Aquarien auf der ganzen Welt. Dort werden alle relevanten Systeme, und Bilder der Aquarien gezeigt.
 

Riffaquarien. Aquarienportraits aus aller Welt
von Daniel Knop
Preis: 25.00 Euro

Gebundene Ausgabe - 142 Seiten - Dähne Vlg., Ettlingen 
Erscheinungsdatum: 2001
ISBN: 3935175051

Kurzbeschreibung
Die Fortschritte der Riffaquaristik in den vergangenen zwei Jahrzehnten haben private Aquarien zu prächtigen Miniriffen gemacht. Daniel Knop stellt in diesem Buch öffentliche und private Riffaquarien aus allen fünf Kontinenten vor, vermittelt die Erfahrungen und Erlebnisse vieler Aquarienbesitzer mit Tipps und Tricks und gibt Einblick in den Aquarienhandel und die Farmzucht von  Korallenfischen und Korallen. Ein Querschnitt durch die Riffaquaristik mit großen, kleinen, technisch sehr aufwändigen oder sehr einfachen Aquarien. Eine unterhaltsame und zugleich lehrreiche Lektüre. 

Aquarium, 9. Februar 2002 
Rezensentin/Rezensent: andreashellmayr aus wien Österreich 
Ich bin von diesem Buch begeistert. Es enthält viele sehr gute Fotos und beschreibt eine Fülle verschiedener Aquarien und deren  Technik. Ich habe dadurch einen Überblick erhalten, wie viele verschiedene erfolgreiche Möglichkeiten es gibt Riffaquarien zu betreiben. Besonders beeindruckend ist das 'Londoner Korallenriff' bzw. die Aquarienanlage des Autors. Sollte es eine Fortsetzung des Buches geben, werde ich sie mir sicher auch kaufen. (Dort würde ich mir Aquarienportraits von Miniaquarien < 100 l wünschen, das 12l Riffaquarium des Autors ist zwar abgebildet, jedoch nicht näher beschrieben) 



Manuela Kruppas und Robert Baur, 12 Januar 2003, (c) Korallenriff.de

Literaturhinweise:
Berliner System:  Stefan Linder, Zeitschrift Koralle - Ausgabe Nr: 12 (Dezember/Januar 2002) Jahrgang 2/6
Jaubert System: Julian Sprung,  Zeitschrift Koralle - Ausgabe Nr: 10 (August/September 2001) Jahrgang 2/4
Schlammfiltersystem: Dr. Francesca Geertsma, Zeitschrift Koralle - Ausgabe Nr. 8 (April/Mai 2001) Jahrgang 2/2