Kurze Zeit später gingen in den anderen Aquarien von uns (1000 L und 112 L) die Lichter aus. Ich beendete meine Beobachtungen für den heutigen 8. Februar 2002 und hoffte morgen würden alle munter durch das Aquarium krabbeln. Leider war dem aber nicht so! Von den vier Tieren entdeckte ich nur zwei. Sie trieben mit der wenigen Strömung hin und her über den Muschelgruß. Ich fischte eine heraus und lies sie am Rande in das 1000 L Aquarium gleiten. Wozu? Nun, ich wollte an der toten Schnecke testen, ob unsere Lippfische im großen Aquarium interesse an ihr zeigen würden. Dem Tier konnte es ja offensichtlich nicht mehr schaden. Aber keiner zeigte Interesse an der Schnecke. Sie fiel auf einen Stein und wurde mit der leichten Strömung in eine Spalte gezogen. Weg.
Weg war sie! Und keiner im 1000 L Aquarium wollte was von ihr. Hätte ich also erfolgreich diese Schnecke nachgezüchtet, dann hätte ich sie vielleicht auch in das 1000 L Aquarium einsetzen können. Vielleicht... denn offenbar hatte sie keinen Fressfeind.Ich nahm eine zweite tote Schnecke und machte denselben Test in meinem 112 L Aquarium. Das Ergebnis war genau dasselbe. Keiner wollte was von ihr. Auch sie verschwand, von der Strömung befördert, in einer Spalte. Keine der beiden Scherengarnelen schnappte nach ihr und auch meine beiden kleinen blauen Mirakelbarsche ( Assessor macneilli ) zeigten kein Interesse. Klasse! Das wäre es also gewesen. Das könnte wunderbar funktionieren. Wenn nicht alle tot wären. :-(((
Was nun? Die beiden anderen Schnecken fand ich jetzt nicht, dann mußte ich los zum Einkaufen. Später nach Mittagessen und Hausaufgaben machen mit unserem Sohn schaute ich wieder rein in das Becken: nix zu finden. Ich nahm mir vor das Becken erstmal stehen zu lassen und zu versuchen eine weitere Lieferung zu bekommen. Ich telefonierte mit Michael Gerds von www.berghia.de und erzählte ihm von meinem Unglück. Er sagte das sei völlig normal, drei Tage Lieferzeit sei von den Schnecken nicht zu überleben. Eine weitere Lieferung sei aber gerade nicht in Sicht, es gäbe Probleme mit Amerika...
Ich ließ das Aquarium stehen und überlegte mir, ob ich es am nächsten Tag auflösen sollte. Wer weiß wielange es dauern sollte bis wieder Lieferung aus USA kam.
Robert saß am Abend am PC und war am tippen. Ich saß auf der Couch, laß in einem Buch [Korallenriff Aquarium Bd.5 S, 269] und fachsimpelte nebenbei mit Robert als rechts neben mir plötzlich was vorbei krabbelte! Neben mir stand das 24 L Aquarium auf der Fensterbank. Die Jalousie war geschlossen, das Licht im Raum gedämpft. Und an der Frontscheibe krabbelte fröhlich die Leiche einer dieser Berghia verrucicornis! Die Leiche? Diese Leiche lebte ja! Ich berichtete sofort Robert der ungläubig seine Tipperei unterbrach und rumkam und schaute... tatsächlich! EINE lebt! Und wo war die andere? Nicht zu finden :-( Aber immerhin: EINE lebte! :-)
Erfeut beobachtete ich diese Schnecke einige Zeit. Sie krabbelte sehr munter durch das Aquarium. Vorzugsweise in den oberen Regionen rechts. Mal schauen was sie so in den nächsten Tagen macht. Ob sie die angebotenen Glasrosen frisst? Ob ich das werde beobachten können? Mal schauen...
Eine Berghia verrucicornis lebt! Am nächsten Tag sah ich sie wieder. Sie war recht klein, etwa nur 1 cm lang und gräulich. Hmmm. Gestern war sie schon gräulich und heute ist sich noch dunkler? Hoffentlich geht es ihr gut. Ich sah sie in der folgenden Zeit nie fressen, nur durch das Aquarium laufen. Nach einigen Tagen, genauer gesagt am 17.02.2002 legte sie rechts vorne im Aquarium eine kleine Eischnur ab!!
Ich weiß, ich weiß! Ich hätte sie absaugen sollen diese Eischnur und in 300 ml Wasser und belüften und Wasserwechsel und... nur war ich zu der Zeit eh laufend im Stress. Da ich aber in DER MEERWASSER AQUARIANER 4/2001 auf Seite 10 von dieser interessanten Alternative gelesen hatte, wollte ich diese Art der Vermehrung testen. In DER MEERWASSER AQUARIANER 4/2001 wird ab Seite 8 ausführlich über die Berghia verrucicornis berichtet. Die Geschichte der Schnecke, die Zucht und Alternativen zu der zuerst beschriebenen Art zu züchten. Diese Alternative hatte bei dem US Amerikaner Eric Borneman zum Zuchterfolg in einem kleinen Aquarium geführt. Eric Borneman setzte seine Schnecken in ein kleines Aquarium mit einem Stein auf dem viele Glasrosen wuchsen. Drei Wochen später wurden aus 6 Exemplaren immerhin 24 Exemplare.
Berghia verrucicornis Eischnur Mein Versuch die Schnecken auf diese Art zu züchten schlug leider fehl. :-( Heute ärgere ich mich darüber, das ich diese Chance nicht besser genutzt habe! Ich hätte wenigstens die Hälfte... Hätte! "Hätte der Hund nicht nach der Wurscht geschnappt, hätte er den Hasen erwischt" - wer kennt diesen Spruch nicht?
Nachtaufnahme des Berghia Aquarium Dann kam der Tag an dem meine Schnecke so grau ausschaute, das Grau ging auch am zweiten Tag nicht weg. Ich telefonierte mit Michael G. und er fragte mich, ob noch genügend Glasrosen in diesem Aquarium seien? Ja, es waren noch reichlich davon vorhanden. Zur Sicherheit holte ich mir aber zwei weitere Steine in das kleine Aquarium. Ein Stein war über und über mit Glasrosen bedeckt. Auf diesem Stein wuchs jedoch eine wunderschöne lilafarbene Acropora sp. Ich setzte sie, unter Protest von Robert, in das kleine Aquarium um sie von den Glasrosen zu befreien. Robert meinte das sie im kleinen Aquarium eingehen würde, da da doch nur wenig Tageslicht zur Verfügung stand.
Der Schnecke gefiel jedoch dieser Stein so gut, das ich ihn nicht mehr aus dem Becken nehmen wollte. Auf diesem Stein konnte ich auch das erste Mal beobachten, wie die Schnecke wirklich echt und ehrlich eine Glasrose fraß. Nein, eigentlich fraß sie sie nicht nur einfach so. Es war mehr wie ein überfallen und verschlingen. Die Schnecke schien sich von der Seite anzuschleichen um sich dann auf die Glasrose zu stürzen. Es war sehr beeindruckend! Es war das erste Mal, das ich eine Glasrose nicht nur im Becken stehen sah - nicht nur sich kurz zusammen ziehen sah. Sie wand sich und windete sich. Sie wehrte sich und versuchte die Schnecke mit ihren Tentakeln zu treffen!
Der Fuß der Glasrose [vorne mitte] hatte sich gelöst, sie treibt weg und rettet sich dadurch vorläufig das Leben Schliesslich rettete sie sich nur, indem sie sich von dem Stein löste und sich von der Strömung mitnehmen lies. Das rettete ihr zwar an diesem Tag das Leben, aber nicht für immer. Der Stein mit der schönen Acropora entwickelte sich zur Behausung der Schnecke. Immer öfter sah ich sie von dort aus ihre Runden ziehen. Mit der Zeit wurde die Schnecke etwas größer und die Glasrosen weniger. Allerdings verlor die Acropora etwas an Farbe und Glanz. Als nur noch zwei Glasrosen auf dem Glasrosen verseuchten Stein mit der Acropora zu finden sind, überlege ich mir mein weiteres Vorgehen. Lasse ich die Schnecke und ihren Stein hier drin? Dann geht die Acropora irgendwann vielleicht ein. Zumindest wird sie ihre schöne Farbe verlieren und weiter braun werden. Oder soll ich es wagen und die Schnecke in das 112 L Aquarium geben? Schliesslich möchte ich nicht ewig ein Aquarium auf dem Fensterbrett haben...
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Text und Fotos (c) by Manuela Kuppas
4. Mai 2002 auf Korallenriff.de